Fitnesstraining für Sportmuffel, wie geht das? Wer darüber nachdenkt woran es wohl liegt, dass kein weiteres Loch in den Gürtel gestanzt werden kann, man ein Sauerstoffzelt benötigt wenn man den 5.Stock per pedes erreicht hat, der Blutdruck und andere messbare Größen dem Hausarzt die Stirn in Falten legen, ist mitten in der Ursachenforschung. Halt, jetzt ehrlich sein!! Ein Grund ist sicher, dass so mancher zu lange darüber nachdenkt, wie man seinen Alltag noch bewegungsärmer gestalten kann.

Fitnesstraining für Sportmuffel

„AfternoonWalk“- Lass den Schweinehund drin und den Tiger raus“
Foto: swammibu flickr.com

Gibt es einen Fahrstuhl, eine Rolltreppe, kann man sitzen, kommt man mit dem Auto dorthin und gibt es einen Parkplatz vor Ort, sind Gedanken, die über einen längeren Zeitraum einen Couchpotato produzieren.Ich betreute vor längerer Zeit einen Klienten, der mich als Personal Trainer buchte um abzunehmen. Eine seiner ersten Fragen zu meinem Wirkungsort war, ob ein Parkplatz zur Verfügung steht, als ich bejahte war alles bestens-zunächst.

Fitnesstraining beginnt schon im Alltag

 

Bei meiner Ankunft am Studio sah ich ihn in seinem Auto sitzend das Gebäude „umkurvend“ und fragte mich welches Problem es gab, denn seinem Gesichtsausdruck nach gab es eines. Er versuchte offensichtlich direkt vor der Eingangstür zu parken war die Erklärung. Ich konnte entspannt wartend die Szenerie komplett verfolgen. Es war ihm über 15 Minuten Zeit wert auf  Wegfahrende zu hoffen um letztlich einen 2-minütigen Fußweg einzusparen, denn er parkte ca. 350 m entfernt vom Studio.

Wir sprachen beim Training  darüber, er meinte, dass ich zu optimistisch mit meiner Prognose bezüglich des Parkplatzes lag, er wäre ja schon vor dem eigentlichen Training völlig zerstört, schließlich hätte er ja auch noch seine Sporttasche zu tragen. Als ich ihn bat, noch einmal kurz aber genau darüber nachzudenken, welche Gründe unser Training notwendig macht, erntete ich einen ungläubigen, ja fast bösen Blick.

Das hätte er mir doch sehr ausführlich beim Erstgespräch in allen Einzelheiten genauestens mittgeteilt, fuhr er fort. Ich konnte es ihm nicht ersparen, ich weiß, sagte ich, wiederholte meine Frage höflich aber inhaltlich und vom Tonfall völlig gleich, jetzt mussten wir spontan beide zeitgleich herzlich lachen. Er verstand!

Paradoxerweise sucht man einen Ort für die Gewichtsreduktion, um lang praktizierte nicht stattfindende Bewegung und die Ergebnisse dessen mit 20,30 oder mehr Kilos zu viel auf den Hüften zurückzubilden. Klar ist, dass das geht, erst recht im Fitnessstudio, aber nicht nur dort, sondern überall denn man hat sich ja auch überall nicht bewegt!

„No Sports“ – Winston Churchill falsch zitiert

 

Mittlerweile wird mehr Bewegung im Alltag von einigen schon als „Sport“ definiert. Für vor Bewegung schützende Handlungen werden oft geflügelte Wortspielereien wie „Sport ist Mord“  eingesetzt, oder auch  gern Winston Churchill mit „No Sports“ zitiert.

Dieser war übrigens in jüngeren Jahren als Fechter, Schütze, Reiter und Polospieler aktiv, nahm als über 70-Jähriger noch aktiv an Fuchsjagden teil und sagte ebenfalls, und dieses Zitat ist belegt:“ keine Stunde, die man mit Sport verbringt ist verloren„.  Wer abnehmen will sollte nicht sofort gedanklich einen mit sportlichen Höchstleistungen gespickten Berg vor sich auftürmen, den nur ein Leistungssportler erklimmen kann. Vielmehr ist es wichtig zunächst die Gründe des Zunehmens zu kennen. Die liegen recht schnell auf der Hand, insbesondere dann, wenn man die Bewegungsgewohnheiten des alltäglichen Lebens vieler Menschen und deren Tendenz näher beleuchtet.

Wir sitzen zu viel und laufen zu wenig, ist eine banale Tatsache

 

Dadurch wird zu wenig Energie verbraucht, jedenfalls weniger als aufgenommen wird. Ich will Sie nicht unterfordern mit Plattitüden wie: “ Jeder Gang macht schlank“. Aber die Umkehrung des angesprochenen Missverhältnis braucht jeden Schritt, wenn Gewicht reduziert werden soll.

Für die ersten Schritte im wahrsten Sinne des Wortes ist zunächst nicht immer sofort ein Fitnessstudio, Sportplatz oder eine Schwimmhalle nötig. Man sollte nicht versuchen zu allererst zu fragen, wie man sich möglichst wenig bewegen kann, denn das ist eine Fragestellung auf die man Antworten finden wird, allerdings falsche, wenn man unter seinem Übergewicht leidet. Warum nicht das Auto stehen lassen, wenn der Weg mit einem zügigen Walking zu bewältigen ist?

Warum nicht alle Rolltreppen und Fahrstühle meiden?

 

Mann kann mit eigener Muskelkraft nach oben oder unten gelangen. Warum nicht neben der Überprüfung der korrekten Sitzhaltung am Schreibtisch die Arbeit auch teilweise am Stehpult verrichten? Warum nicht aus einer langen Autofahrt zum Ausflugsziel eine Wanderung oder eine Radtour machen? Warum nicht die längst fälligen Aufräum- und Renovierungsarbeiten selbst durchführen? Warum nicht den lang geplanten Tanzkurs beginnen?

Warum nicht die nächste Shoppingtour zu Fuß erledigen? Warum anstatt des üblichen „Grillens“ am Strand diesen nicht besser zu einem ausgedehnten Spaziergang nutzen? Warum nicht die Meetingpause auf der Dienstreise zu einem „Sauerstofflauf“ an der frischen Luft nutzen anstatt Milchkaffee schlürfend in dicken Sesseln? Warum nicht dem Menschen, so wie dem Hund einen „Gassigang“  zugestehen? Nicht der Baumsuche wegen, nein, weil es Tier so freut, wenn es dem Menschen gut geht!

Hunde müssen Gassi gehen, Menschen auch

 

Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt wenn man Fragen im Umkehrschluss und ortsunabhängiger stellt.Nur müssen diese lösungsorientierten Fragen gestellt werden, gerade dann wenn man kein Sportfreak ist und auch nicht werden will um abzunehmen. Mehr Bewegung in den Alltag bringen heißt genau die Mitte zwischen manisch exzessivem Training und völliger Bewegungslosigkeit anzuvisieren.

Zusammenfassend: nicht fahren wenn man laufen kann und nicht sitzen wenn man stehen kann, sind die richtigen Überlegungen die zu den ersten Schritten führen. Das geht ohne gleich Trendgehorchend in einem Fitnessstudio zur Sportskanone werden zu müssen. Mit relativ einfachen Maßnahmen die man dauerhaft integriert, kommt in Summe ein nicht unerheblicher Energieverbrauch zu Stande. In Verbindung mit einer ehrlichen Überprüfung der eigenen Ernährung in Umfang und Inhalt und einer „Neujustierung“ ist das so wichtige Energiedefizit möglich, was letztlich bedeutet: wer mehr verbraucht als er zuführt nimmt ab. Die einfachste aber einzig wahre Formel wenn es um Gewichtsreduktion geht.