„Work-Life-Balance“ – schon die Bezeichnung allein beinhaltet einen massiven Denkfehler. Sie suggeriert, das wir nur genug sinnerfüllte Lifezeit in die Waagschale werfen zu brauchen, um gegen die bleiernde sinnlose Workzeit ein Gegengewicht zu entwickeln. Na dann ist ja alles fein. Nein ist es nicht, denn der fatale Irrtum sitzt noch tiefer. Es ist die Trennung von Work und Life die viele Menschen in ihrem Denken tragen. Geradezu so als würde die Arbeitszeit keine Lebenszeit sein. Da stellt sich mir die Frage, trennst Du noch oder lebst Du immer?

"Arbeit muss Spaß machen, gelebte Work-Life-Balance"

„Arbeit muss Spaß machen, gelebte Work-Life-Balance“                     Foto: pixabay

Gegen die böse Arbeit muss also vorgegangen werden, mit dem Knüppel aus dem Sack des Optimierungswahn. Freizeitterrorismus als „Zerstreuung“, Kompensation und Belohnung gegen die Arbeit heißt der Krieg im Kopf.  Die Arbeitszeit zu dämonisieren wirkt nicht nur wie eine Eisenkugel am Bein, sondern es ist auch zeitlicher Unsinn. Es würde bedeuten das bei einer durchschnittlichen 50 Stunden Woche (inklusive Fahrzeit)  50 Stunden zielführendes, sinnvolles und damit erholsames Freizeitverhalten gesetzt werden muss. Wem ist das möglich? Und führt der Freizeitaktivismus durch den Erfolgsdruck sich unbedingt körperlich und mental erholen zu müssen, nicht am Ende zu noch mehr Stress?

Wir müssen uns bewusst machen: Arbeitszeit ist Lebenszeit!

 

Auch wenn es sich nicht alle Menschen bewusst machen, unterbewusst hat jeder diese Ungleichung im Kopf, aus der niemals eine Gleichung werden kann. Und je nachdem wie wir unsere Arbeit betrachten, ein Gleichgewicht künstlich konstruieren zu wollen, das es nicht gibt, macht niemanden glücklich. Zu suchen was so nicht existiert ist frustrierend, das Hamsterrad dreht eine Endlosschleife. Genau diese Frustration führt zu immer mehr Burnouts, als zur Reduktion durch falsch verstandene Work-Life-Balance. Denn unsere Psyche wie unser Körper reagieren sehr sensibel auf die Qualität unserer Gedanken. Eine negative Einstellung zur Arbeit führt zum Gefühl der inneren Leere. Das macht auf Dauer krank!

Freizeitstress verschafft keinen Ausgleich zu sinnloser Arbeit

Grundsätzlich ist Arbeitszeit Lebenszeit und der Sinn wird durch uns selbst definiert. Wer keinen Sinn in seiner Arbeit sieht, wird den genannten Krieg im Kopf niemals los. Die Arbeit des Wissenschaftlers, Lehrers oder Rechtsanwalt hat keinen höheren Sinn, als der der Krankenschwester, des Müllwerkers oder Polizisten, sie hat einen anderen. Das der Wert in der Gesellschaft, auch durch die Bezahlung, unterschiedlich wahrgenommen wird, steht auf einem anderen Blatt.

An unserer Einstellung zur Arbeit, können wir etwas verändern, wenn nötig. Hier gilt die Grundregel: ändern was zu ändern ist, oder komplett akzeptieren was nicht zu ändern ist und nicht in unserer Macht steht. Dabei muss man ehrlich zu sich sein. Die Überlieferung, dass Arbeit eine generelle Last ist die wehtun muss, ist ebenso falsch, wie sich schlechte Arbeitsbedingungen mit positivem Denken schönreden zu wollen. Letztlich führen wir ein selbstbestimmtes Leben, wir haben die Wahl.

Akzeptieren ja, aber nicht um jeden Preis

 

Ein Brüllaffe als Chef, mobbende Kollegen oder 12 Grad Raumtemperatur im Büro können nicht akzeptiert werden. Andererseits sind innovative Arbeitgeber heutzutage sehr daran interessiert eine Arbeitsatmosphäre und Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen hohen Wohlfühlfaktor für die Mitarbeiter erzielen. Nur wenn das der Fall ist, kann sich Spaß bei der Arbeit, Kreativität, Begeisterung und Einsatzwille ausbreiten, als Voraussetzung für Spitzenleistungen. Wer sich in seinem Arbeitsleben Wertschätzung erfährt, der wird in seiner Freizeit nicht nach Verdrängung dessen suchen.

Spaß an der Arbeit ist gelebte und nicht konstruierte Work-Life-Balance

 

Es geht also nicht darum die Arbeit und das Leben gegeneinander zu stellen, sondern darum, die Arbeit grundsätzlich mit Leben zu füllen und so die beiden Bestandteile zusammenzuführen. Die Arbeit ins Leben integrieren muss das Motto lauten! Dazu muss die Einstellung von der mühseligen Lebenszeitraubenden Arbeit überwunden werden. Allerdings nicht um jeden Preis, erst recht nicht, wenn es einer Selbstaufgabe gleicht. Grundsätzlich ist es wichtig sich einen Job zu suchen, der gleichermaßen fordert und fördert und dadurch Spaß macht. Konfuzius meint: „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du musst keinen Tag in deinem Leben mehr arbeiten“.