Die Nährwertampel bringt Farbe ins Essen? Wer sich mit einer Rot-Grün-Gelben Ampelkoalition wirklich wohlfühlt, oder ob es einen Grund zur Freude bei Politikern und Wählern diesbezüglich gibt wird die politische Zukunft zeigen. Über Sinn und Unsinn dieses Farbenspiels wird heftig diskutiert, politisch, neuerdings aber auch intensiver bei der Lebensmittelwirtschaft, die sich eher Farbblindheit bei der Selektion von Lebensmittel beim Verbraucher wünscht, also letztlich auch politisch.
Erstmals soll in Deutschland eine Kennzeichnungspflicht auf Lebensmitteln eingeführt werden, die es Menschen mit wenig Kenntnissen über gesunde Ernährung leichter macht, schnell Ungesundes von Gesundem zu unterscheiden und die richtige „Wahl“ zu treffen. Zunächst wird der Gehalt an ungesättigten Fetten und einfachem Zucker beim Farbenspiel Rot-Grün-Gelb deutlicher als bei der jetzigen GDA- Kennzeichnung, die eher zu einer verwirrenden Prozentrechnerei am Regal führt als zu hilfreichen Entscheidungsmerkmalen. Es sei denn der Einkauf darf zwei Stunden dauern.
Die Nährwertampel informiert auch den Laien
Die Nährwertampel hingegen informiert und animiert auch den nicht mit genauen Detailkenntnissen ausgestatteten Verbraucher zu einer besseren Selektion seiner Nahrungsmittel.
Eine Ampel macht vieles leichter, das Fahren und, wenn die „Verquikung“ Politik-Lebensmittelindustrie es will, auch das Essen. Bei Grün wird deutlich häufiger gegangen oder gefahren als bei Rot, erst recht in Deutschland, wer lebt schon gern gefährlich. Auch wenn natürlich im einzelnen über das Feintuning und den genauen Einsatz der Ampel diskutiert werden muss, zB. bei welchem Nährwert ein Produkt Rot oder Grün erhält, so ist es trotzdem ein Schritt auf dem richtigen Weg.
Großteil der Deutschen fordert die Nährwertampel
64% der Deutschen (lt. Emnid-Umfrage Jan.09) fordern, unabhänging von Entscheidungen in Brüssel, die im Herbst diesen Jahres fallen sollen, eine Kennzeichnung mit der Nährwertampel, die klarer nicht sein könnte, zumindest Klarheit aus heutiger Sicht. Wobei hier einigen Kritikern, die wie es scheint in kleinlicher Erbsenzählerei ertrinken, gesagt sein soll, es geht um belastbare Eckpfeiler die die Konstruktion Ernährung für Otto- Normalverbraucher stabiler machen sollen.
Foodwatch, viele Krankenkassen, Ernährungsexperten, Politiker aller Coleur und vor allem die DGE stoßen ebenfalls in dieses positive Horn. Die DGE lehnt nach wissenschaftlichen Studien die jetzige GDA Kennzeichnung (Guideline Daily Amount) ab und befürwortet die Ampel als das bessere Instrument! Ein Aufschrei und eine Mobilisierung gegen die Ampel ist bei der Lebensmittellobby bei soviel Klarheit die Folge.
Vielleicht auch deshalb weil Studien aus Großbritannien (seit2004) belegen, das eine derartige Kennzeichnung von Lebensmitteln funktioniert,vom Verbraucher angenommen wird und die Hersteller deshalb zur Qualitätsverbesserung in puncto Fett und Zuckergehalt veranlasst. Ob eine solche Verbesserung der Lebensmittel aus humanitären Gründen und der Sorge um den Verbraucher, oder aus rein umsatzpolitischen stattfindet, kann sich hier jeder selbst beantworten. Klar ist, sie findet statt! Natürlich lebt nicht jeder gleich ungesund wenn auf dem verzehrten Schokoriegel eine rote Ampel bei Fett und Zucker prangt, oder die Pfälzer Leberwurst nur rotes Licht zeigt.
Nährwertampel hilft bei besserer Selektion von Lebensmitteln
Aber die Bewusstmachung dessen, die Neujustierung des Maßes und der daraus resultierende verbesserte Handlungsimpuls sind wichtig, weil automatisch weniger auf der Habenseite bei Fett und Zucker die Folge bei vielen Konsumenten sein wird.
Das wird mittelfristig Krankenkassen entlasten, weil ganz einfach mit weniger behandlungsbedürftigen hausgemachten Zivilisationkrankheiten wie zB. Diabetes mellitus Typ 2 zu rechnen ist. Beim Personal Training ist ein Ernährungscoaching ein wesentlicher Bestandteil, der zukünftig durch die Ampelkennzeichnung und die dadurch leichtere Vermittlung von Basics ohne Taschenrechner, sicher mehr Zeit lässt, über zBsp. Heißhunger, Stressessen oder kompensatorischem Essen zu reden. Wie die Werbung reagiert, wenn auf dem Glas Nussnugatcreme ein doppelt dickes Rot zu sehen ist, sollte es denn so kommen, und ob unsere Elitekicker dann immer noch vermitteln sollen, man wird davon groß und stark, bleibt abzuwarten. Unterstützen Sie Foodwatch mit Ihrer Zustimmung zur Nährwert-Ampel.
Die Vebraucherzentrale Hamburg hat in diesen Tagen eine Studie veröffentlicht, die zum Ziel hatte 3500 Produkte von 50 Herstellern bezüglich der Kennzeichnung bei den Nährwerten zu untersuchen.Keine Überraschung sei schon vorweg genommen, wenn wie erwähnt keine einheitlich gesetzliche Regelung Hersteller dazu verpflichtet. Fast die Hälfte aller Produkte wies immer noch nicht die großen 8 Nährwerte auf, sondern nur Energiegehalt, Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett. Verschwiegen werden bewußt detalliertere Angaben bei gesättigten Fetten, Zucker und Salz.
Aber welcher Hersteller lässt schon gern die Hosen runter, wenn er weiß wie klein das zu offenbarende ist und deshalb vom Gesetzgeber offensichtlich als schützenswertes Gut angesehen wird! Umso mehr ein Zeichen dafür das die existierende Regelung quasi auf freiwilliger Basis nicht funktioniert. Gerade bei sehr zucker und fetthaltigen Produkten fehlt eine Angabe oft völlig! Überraschender Weise schnitten die Discounter bei den Angaben noch am besten ab, hier ist wahrscheinlich bedingt durch den Kampf um den Konsumenten der Druck auf die Hersteller am stärksten. Dennoch, auch nach dieser „Untersuchung“ fordern Verbraucherzentralen erneut, bedingt durch die schlechten Ergebnisse die Ampelregelung. Also Hersteller Hosen runter! -denn die Verbraucher wollen sehen ob es sich lohnt…
Neues vom Farbenspiel: Die neu gewählte schwarz- gelbe Regierung, aktuell mit dem wachsenden Wachstum voll beschäftigt, kümmert jedenfalls nicht der Wachstum beim Verbraucherschutz! Denn man lehnt eine Nährwertkennzeichnung via Ampel definitiv ab und tarnt gleichzeitig diese Haltung, mit dem Hinweis, dass Alleingänge, außerhalb des herzustellenden Reglements in Brüssel nicht opportun sind. Die Industrie argumentiert man möchte uns als Verbraucher vor einer so vereinfachten Kennzeichnung mit der Ampel auf Lebensmitteln weiterhin bewahren. Danke für die Nächstenliebe….
Unsere Suppe lügt mehr denn je, denn nicht nur bei den Nährwertangaben tricksen Hersteller und bauen dem Verbraucher, wenn dieser sich nicht mit Taschenrechner bewaffnet, die Wahl am Regal zu einer hohen Hürde auf. Nein, das genügt nicht, bei der Interpretation der deklarierten Inhaltstoffe braucht man fundamentales chemisches Wissen. Oder wussten Sie das in einem Joghurt Namens „Vanilla“ keine Vanille enthalten sein muß? Das sogenannter Analogkäse, wie er leider oft beim Italiener auf der Pizza zu finden ist, kein Milchfett enthält sondern billiges Pflanzenfett? Oder der Guacamoledip nur 0,7 % Avocado enthalten braucht, das allerdings nur als Avocadopulver? Die grüne Farbe kommt aus einer Mischung aus Beta Carotin für Gelb und E 133 für Blau- macht insgesamt Grün! Formschinken ist kein gewachsener Schinken, sondern zusammengepresste Fleischteile mit einem hohen Anteil an Bindegewebe und Fett !Die Liste könnte man unendlich fortsetzen, auch bei der geographischen Herkunft, Schwarzwälder Schinken muß nicht aus dem Schwarzwald stammen, der Feta nicht aus Griechenland und die Milch der Marke „Mark Brandenburg“ kann auch aus Kölner und nicht wie man vermuten könnte aus Brandenburgern Eutern „abgefüllt“ werden. Farbstoffe, künstliche Aromen, Konservierungsstoffe, Verdickungsmittel und vor allem Geschmacksverstärker machen leider viele Produkte ernährungsphysiologisch fast wertlos. Man kann verstehen warum neben einer Ampelkennzeichnung, für den Laien verständlichere Deklarationen auf Lebensmitteln einfach nicht ins umsatzpolitische Bild bei den Herstellern passen. Und die gesetzliche Lage gibt es her! Eine systematische Täuschung der Verbraucher und Manipulation der Geschmacksnerven ist die Folge. Fragen, lesen, nicht der Werbung mit ihren Suggestionen glauben, recherchieren und Alternativen suchen ist mein Tipp!