Kokosöl „ist das reine Gift“ und soll nun doch krank machen? So die Aussage von Prof. Dr. Dr. Karin Michels, die auch betont, dass sie Ernährungsexpertin ist. Bis vor kurzem galt Kokosöl in der westlichen Welt als „Superfood“, Vitaminbombe und Gesundheitsbooster mit Allrounderfähigkeiten. Welche Sau auch immer gerade durchs Dorf getrieben wird, es gibt Befürworter und Gegner. Gerade auch Ernährungstrends sorgen immer wieder dafür, das bestimmte Lebensmittel gehypt oder verteufelt werden.

Kokosöl macht krank? Wer sagt das...?

Kokosöl macht krank? Wer sagt das…?           Foto: pixabay

Die Wahrnehmung bleibt wie immer durch das Interesse geprägt, je nachdem aus welcher Sichtweise ein Ding betrachtet wird. Das gilt im übrigen auch für Studien, bei denen immer interessant ist, wer hat sie veranlasst, finanziert und wer profitiert von bestimmten Ergebnissen besonders. Es gibt jedenfalls keine fundierten wissenschaftliche Studien, die weder die gesundheitsförderliche noch die gesundheitsschädliche Wirkung von Kokosöl gesichert belegen.

Generalisierungen und selbsternannte Deutungshoheit sind keine wissenschaftlichen Fakten

 

Die undifferenzierte Aussage „Kokosöl macht per se krank“, als Gegenentwurf zum Gesundheithype um das Kokosöl ist also so nicht haltbar. Es ist wie die Pauschalaussage „Atmen ist gefährlich“! Die Fragen, die dabei relevant wären: wo ist atmen gefährlich, was wird eingeatmet und in welcher Zusammensetzung und Konzentration von Schadstoffen wird die Lunge belastet? In Neu-Dehli kann atmen zu bestimmten Zeiten ganz sicher gefährlich sein. So ähnlich ist das auch beim Kokosöl! Eine Aussage muss differenziert, kontextbezogen und belegt sein. Das „Kokosöl das reine Gift ist“, hat die Frau Professorin an der Tatsache des hohen Gehaltes an gesättigten Fettsäuren im selbigen festgemacht. Und der ist höher, als im Schweineschmalz fügte sie hinzu.

Hohe Cholesterinwerte machen die Pharma Industrie reich, aber nicht unbedingt krank

 

Und weiter: die gesättigten Fettsäuren sind vorrangig für die Erhöhung des schlechten LDL- Cholesterins und damit  für Herzinfarkte verantwortlich. Das ist ein derartiger Allgemeinplatz, wie etwa, wenn ich als Fitnesstrainer aus heutiger Sicht  behaupten würde Fett macht fett. Ob ein hoher Cholesterinspiegel allein für Herz-Kreislauferkrankungen verantwortlich ist, liegt eher im Interesse der Pharma Industrie. Als alleiniger Fakt ganz sicher nicht, Herz- Kreislauferkrankungen sind multifaktoriell induziert was die Risiken anbelangt.

Richtig ist der hohe Gehalt an gesättigten Fettsäuren im Kokosöl. Jedoch auch hier ist der frühere Verdacht, das gesättigte Fettsäuren automatisch für eine Erhöhung des LDL- Cholesterin verantwortlich ist nicht mehr zeitgemäß. Dieser erhöhte LDL Spiegel soll dann für die Verstopfung der Herzkranzgefäße sorgen und damit für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Im Übrigen, beim Kokosöl wird vermutet, dass die darin vorkommende Laurinsäure die Konzentration des gefäßschützenden HDL-Cholesterins im Blut erhöht! Einstein meinte, man soll Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher.

Gesättigte Fette allein erhöhen nicht das Herzkrankheitsrisiko

 

Das trifft hier den Nagel auf den Kopf. Besonders dann, wenn wir uns Studien ansehen, die die Auswirkungen des Verzichts auf tierische Fette (gesättigte Fettsäuren) jüngst untersuchten. Die US Gesundheitsbehörde „National Institutes of Health“, stellt bedingt durch die Ergebnisse, die Sinnhaftigkeit kardiologischer Empfehlungen lediglich nur zehn Prozent des Gesamtenergiezufuhr an gesättigten Fetten zu konsumieren zumindest infrage. Eine Gruppe der Studienteilnehmer verzichtete ein Jahr lang auf alle tierischen Fette und ersetzte diese durch Maiskernöl.

Die andere Gruppe ernährte sich unverändert. Die Ergebnisse lassen aufhorchen: die Maisölgruppe hatte zwar den Cholesterinwert senken können, allerdings nicht das Sterblichkeitsrisiko. Diejenigen Teilnehmer die einen besonders starken Rückgang des Cholesterin aufwiesen, hatten sogar ein erhöhtes Todesrisiko! Lennert Veerman, Experte für Gesundheitswesen an der Universität Queensland, sagt dazu: die Vorteile ungesättigter Fettsäuren gegenüber gesättigter sein deutlich geringer als wir alle dachten. Damit ist den gesättigten Fetten zwar keine Absolution zu erteilen, aber sie scheinen besser als lange Zeit allgemein angenommen wurde.

Somit ist der Dämonisierung gesättigter Fette, aber auch des Konsums von Kokosöl im Speziellen, der Wind aus den Segeln genommen. In Südostasien wird das verwandte Fett fast ausschließlich aus der Kokosnuss gewonnen und zum Kochen verwendet. Die Sterblichkeit in Bezug auf Herz Kreislauf- Erkrankungen ist allerdings nicht höher als im aufgeklärten und medizinisch fortschrittlichen Westeuropa. Dafür sind viele Faktoren zu berücksichtigen. Die gesündere Ernährung insgesamt, sollte sie traditionell sein, ist hier sicher ein Teil der Wahrheit. Maßgeblich bedingt durch einen höheren Ballastststoffanteil und der Verwendung vielfältigster bioaktiver Substanzen und Gewürzen, wird viel herzschützendes getan. Und Leistungsstress, als ein massiver Herzkiller ist hier weniger verbreitet als in der westlichen Welt, dass als Randnotiz.

Die Qualtität des Kokosprodukt macht den Unterschied

 

Wichtig ist beim Kokosöl wie so oft die Qualität und der Verabeitungsprozess. Natives hochwertiges Kokosöl, gewonnen aus Bio-Fruchtfleisch ist inhaltlich und qualitativ deutlich höher zu bewerten, als minderwertiges gehärtetes Kokosfett. Das ist ein stark verarbeitetes Industrieprodukt, das geschmacksneutral und desodoriert ist. Beim kaltgepressten Öl bleiben hingegen alle natürlichen Inhaltstoffe erhalten.

Frei sprechen von den gesättigten Fetten kann man das Kokosöl nicht. Gesättigte Fette, gehören dennoch in eine ausgewogene Ernährung. Somit ist der gelegentliche maßvolle Konsum von Kokosöl bedenkenlos, wenn nicht zusätzlich ein Übermaß an tierischen Fetten bzw. Omega 6 Fettsäuren konsumiert wird. Und hier ist ein zentraler Punkt: Das Verhältnis von zugeführten Omega 6 zu Omega 3 Fettsäuren sollte stimmen. Ein optimales Verhältnis wäre 2:1, ist jedoch auf Grund der westlichen Ernährungsweise insgesamt fast illusorisch.

Ein Verhältnis 5:1 wäre schon sehr gut und ist anzustreben. Dafür müssen Maßnahmen her. Weniger rotes Fleisch (vor allem aus Massentierhaltung), weniger Milch -und Getreideprodukte, dafür mehr Ballaststoffe, Seefisch, Avocados und naturbelassene Nüsse essen. Sonnenblumenöl, Margarine und jegliche Frittierfette streichen, dafür mehr Olivenöl, Rapsöl, Wallnussöl und Leinöl konsumieren. Und wie immer bleibt es bei allem so: Die Dosis macht das Gift! Und Lachen ist die beste Medizin.

 

Während Omega-6-Fettsäuren unter anderem die Blutgefäße verengen und Entzündungen fördern, bewirken Omega-3-Fettsäuren das genaue Gegenteil. Liegt das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren bei 2:1 bis maximal 5:1, dann heben sich diese Wirkungen gegenseitig auf, der Körper nimmt also keinen gesundheitlichen Schaden durch die Omega-6-Fettsäuren. Liegt das Verhältnis aber deutlich über 5:1, erhöht sich das Risiko von Herzerkrankungen, Bluthochdruck oder Rheuma drastisch.

Zu hoher Omega-6-Anteil in der heutigen Ernährung

Bei unseren Vorfahren in der Steinzeit stimmte das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 noch weitgehend. Viele Lebensmittel, die vor rund 10.000 Jahren fast ausschließlich auf dem Speiseplan standen, wiesen die „perfekte“ Relation von 2:1 bis 3:1 auf (etwa Fisch, Wild, Geflügel oder Innereien). Bei vielen Obst- und Pilzsorten ist der Omega-3- sogar höher als der Omega-6-Anteil. Schätzungen der Universität Hohenheim zufolge lag das Omega-6- zu Omega-3-Verhältnis bei einem Steinzeitmenschen etwa bei 2-3:1.

In den westlichen Industrienationen liegt das Verhältnis heute jedoch nicht selten bei 15:1 bis 20:1. Nun mag man sich fragen, warum das so ist, schließlich stehen auch bei uns häufig Obst, Fisch und Fleisch auf dem Speiseplan.

Warum ist der Omega-6-Anteil so hoch?

Viele Getreideprodukte weisen ein Verhältnis von 10:1 und mehr auf (z.B. Roggen 11,5:1; Weizen 14:1). Sie sind jedoch deswegen nicht aus dem Speiseplan zu streichen, schließlich gehört zu einer gesunden Ernährung auch ein ausgewogenes Verhältnis der Makronährstoffe.

Viel schwerwiegender ist da, dass viele Fleisch- und Milchprodukte aus Mastbetrieben stammen. Die Tiere werden dort vorwiegend mit Getreide und Soja gefüttert, beides sind Stoffe mit einem hohen Omega-6-Anteil, der an den Menschen als Endverbraucher weitergegeben wird. Im Übrigen haben auch Lachse aus Zuchtfarmen einen deutlich niedrigeren Omega-3-Anteil als Wildlachse.

Problematisch ist auch, dass wir in der Küche viele Fette und Öle mit einem außergewöhnlich hohen Omega-6-Wert verwenden. Sonnenblumenöl etwa enthält 122mal so viel Omega-6 wie Omega-3. Aber auch viele Margarinen (je nach Typ bis zu 80:1) und Frittierfette bringen die Bilanz aus dem Gleichgewicht. Verhältnismäßig gute Werte liefern dagegen Olivenöl (11:1, aber eignet sich nicht zum Braten), Sojaöl (7:1), Walnussöl (6:1) und Rapsöl (2:1). Den höchsten Omega-3-Gehalt hat im Übrigen das Leinöl mit 1:4.

Fazit: Eine hohe Omega-6-Zufuhr ist in unserer Zeit kaum zu vermeiden, ein Verhältnis von 2:1 folglich ist für die Wenigsten zu erreichen. Daher muss das Ziel „Schadensbegrenzung“ lauten: Greife mehr zu Lein- oder Rapsöl, reduziere vor allem Transfette und achte – sofern Du es Dir leisten kannst – beim Einkauf von Fleisch und Milchprodukten auf die Herkunft. Deine Gesundheit wird es Dir danken.