Ketogene Ernährung ist in aller Munde, seit es die Menschheit gibt. Ob der Steinzeitmensch an MS (multiple Sklerose), Krebs, Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck litt, darf bezweifelt werden. Die Gründe dafür liegen sicher auch in den Bewegungsumfängen von Jägern und Sammlern und der Ernährung selbiger. Mit „Low bis no Carb“ aßen die Menschen in der Steinzeit aus heutiger Sicht schon äußerst trendy.

Zucker - der "süße" Killer versus ketogene Ernährung   

Zucker – der „süße“ Killer versus ketogene Ernährung                                                  Foto: pixabay

Damals aus dem Mangel oder besser gesagt aus dem Nichtvorhandensein von Kohlenhydraten. Heute führt der Überfluss an Kohlenhydraten und den daraus resultierenden Zivilisationserkrankungen zu Ernährungsstrategien die an die „Steinzeitdiät“ erinnern. Bei dieser Ernährung wird fast ausschließlich Eiweiß und Fett konsumiert und ist in vielen leistungssportlichen Kreisen längst ein Begriff.  Jedoch erlebt die „Ketogene Ernährungsform“ seit geraumer Zeit, aus verschiedenen gesundheitlichen Gründen und Vorteilen eine Renaissance.

Waren es in jüngerer Vergangenheit zu meist Körperfett reduzierende Motive und Energiegewinnungsprozesse, die auf Fett basieren, so stützen heute viele, von der Pharmaindustrie unabhängige neuere Studien, kurative Erfolge bei vielen Erkrankungsbildern. Insbesondere bei neurologischen Krankheiten, wie der MS (multiple Sklerose) wird von der ketogenen Ernährung profitiert.

Viele Ärzte bestätigen die positive Wirkung ketogener Ernährung

 

Die Ärztin Dr. Terry Wahls (Arzt und Assistent des Stabschefs der Veteran Administration Health Care in Iowa City sowie klinischer Professor für Medizin an der University of Iowa)  selbst seit 2000 an Multipler Sklerose erkrankt, entwickelte, bereits im Rollstuhl sitzend zunächst für sich, eine Form der „Steinzeitdiät“.

Nach einer radikalen Ernährungsumstellung sowie einem spezifischen Bewegungsprogramm kam die MS ein Jahr später bei ihr zum Stillstand. Sie konnte den Rollstuhl wieder verlassen! Terry Wahls ist Autorin und stellt in ihrem Buch „Multiple Sklerose erfolgreich behandeln“  diese spezifische, besonders nährstoffreiche Ernährungsweise vor. Diese ist auf Patienten zugeschnitten die an MS oder anderen Autoimmunerkrankungen leiden.

Ein anderes Beispiel: Dr. Markus Bock, Berliner Arzt und Neurowissenschaftler konnte im Rahmen von Studien an der Berliner Charité die therapeutischen Vorteile bei kohlenhydratarmer und zugleich sehr fettreicher Ernährung bei MS Patienten nachweisen! Aber auch bei anderen chronischen Erkrankungsbildern der westlichen Welt kann er auf bedeutende und mehrjährige Forschungsarbeiten hierzu verweisen.

Ketogene Ernährung ein wichtiger Schlüssel gegen Krankheiten

 

Aber was bedeutet ketogen? „Ketogen“ ist abgeleitet von den sogenannten Kentonkörper, die dann gebildet werden, wenn keine Kohlenhydrate zugeführt oder diese stark reduziert werden. Der Körper lernt bei dieser Stoffwechselumstellung Energie aus Fett, anstatt aus Kohlenhydraten zu gewinnen. Verstoffwechselt der Körper Fett werden diese speziellen Moleküle gebildet, die Ketonkörper. In diesem Fall wird wenig Insulin von der Bauspeicheldrüse benötigt, da keine Glukose zu verarbeiten ist, was zB. Diabetikern sehr nützlich ist.

Durch die fehlende Glukose muss der Körper nach Alternativen für die Energiegewinnung suchen. Der Zustand der Ketose (Energie aus Fett) wird nach 3-4 Tagen, bei einem Konsum von unter 50 gr. Kohlenhydraten pro Tag erreicht. Ist bei der beliebten Low Carb Cost ein Kohlenhydrat Anteil von ca. 30 % Prozent des Gesamtnahrungsvolumens empfohlen, so geht die „Keto Diät“ mit nur 5-10 % viel weiter!

Zucker ist der böse Wolf in süßem Schafspelz

 

Die Nachteile eines hohen Zuckerkonsums  in Bezug auf die Gesundheit sollten hinlänglich bekannt sein. Zucker ist, maßlos konsumiert, mindestens so schädigend wie das Rauchen! Wer sich mit Ernährung beschäftigt, weiß, dass lange Zeit Fett als der Übeltäter für viele Krankheiten und Übergewicht galt.

Selbst viele Ernährungswissenschaftler trugen bezüglich des Fettkonsums  zu einer Dämonisierung dieses Makronährstoffes bei. Heute wird hier, aus neueren Forschungen, Erkenntnissen und Studien schöpfend, deutlich differenzierter argumentiert. Alle haben dazugelernt. Fett ist nicht mehr Übeltäter Nummer 1! Es ist der Zucker!

Inzwischen ist die Sensibilität gegenüber dem Zucker in industriell gefertigter Nahrung größer geworden. Ein  Zeichen für die Achtsamkeit des Verbrauchers gegenüber Zucker, ist auch, dass Hersteller die Nachfrage nach „Low Carb“ Produkten bedienen und in diesem Segment auf Kundenfang gehen. (zB. Proteinriegel mit wenig Einfachzucker).

Zucker kann Krebs verursachen!!

 

Es gibt gute Gründe den Zuckerkonsum zu reduzieren, denn nicht nur bei genannten  Krankheitsbildern ist dies ratsam. Auch bei der Volkskrankheit Nr. 1 dem Krebs ist die drastische Zuckerreduktion von zentraler und oft heilender Bedeutung. Als wichtigen Meilenstein bei der Erforschung von Krebs und dessen Ursachen ist die Entdeckung des  „TKTL1“ Gens durch den Wissenschaftler Dr. Johannes F. Coy zu sehen.

Seit Mitte der 90er Jahre arbeitete Coy am renommierten deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und stellt hier bei seinen Forschungsarbeiten einen wesentlichen  Zusammenhang von zuckerreicher Ernährung und der Entstehung von einigen Tumorarten und deren Metastasierung fest.

Diese Ergebnisse werden von weiteren Forschungszentren weltweit, aber insbesondere durch die John-Hopkins Universität in den USA gestützt und bestätigt. Das „TKTL1“ Gen wird in der Krebszelle aktiviert und ist quasi der Impulsgeber für krankhafte Veränderungen. Der wichtigste Treibstoff dieses Gens ist Zucker! Mit Zucker wird in den Krebszellen ein Gärungsprozess in Gang gesetzt, der das gesunde umgebende Gewebe zerstört und das körpereigene Immunsystem lahmlegt. Eine Krebszelle benötigt 20-30 -mal mehr Zucker als eine gesunde Zelle! Das Ziel muss es sein, so Dr. Coy, mit einer kohlenhydratarmen Ernährung den vergärenden Krebszellen die Grundlage für ihr aggressives und zerstörerisches Verhalten zu entziehen.

Zucker macht Hunger auf Zucker – das „Blutzuckerkarrussell fährt Achterbahn“

 

Präventiv sowieso, aber auch die positive Beeinflussung bei bestehender Erkrankung, ist mit kohlenhydratarmer Kost  möglich. Innerhalb meiner Arbeit als Personal Trainer ist es mir immer wieder wichtig, beim Ernährungscoaching auf eine Konstanz des Blutzuckerspiegels und auch auf das Vermeiden eines schnellen Abfalles nach dem Essen hinzuweisen.

Denn ein schnell abfallender Blutzucker produziert zeitnah weiteren Hunger, oft den Hunger nach Zucker – ein Teufelskreis! 42 kg  Zucker verbraucht jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr,  wie von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ermittelt wurde. Verbrauchen ist etwas anderes als wirklich brauchbar für den Körper, sei hinzugefügt.

100 gr. Zucker bringen 400 kcal mit sich, auch ein wichtiger Grund hier Sparsamkeit walten zu lassen. Wenn, es unbedingt gesüßt sein soll dann zB. auf Stevia, Agaven oder Ahornsirup  umsteigen, die für eine  bessere Konstanz des Blutzuckers sorgen.  Schokolade ist auch möglich, wenn der Kakaoanteil über 70% beträgt und schon deshalb weniger Zucker enthält. Ebenfalls ist es wichtig, auf Fertigprodukte zu verzichten, weil wichtige biologische Wirkstoffe durch Verarbeitungsprozesse zerstört und durch Zucker erst schmackhaft gemacht werden ( zB. Ketchup).

Zucker macht nicht nur süß, sondern sauer!

 

Leider bringt Zucker nicht nur Süße, sondern, vor allem durch die Gärungsprozesse, auch Säure. Das heißt, bei zu viel Konsum ist mit einer Übersäuerung des Körpers zu rechnen.  Bei diesen Erkenntnissen, seinen eigenen Zuckerkonsum zu überdenken.

Natürlich hat jede positive Wirkung, auch die sehr protein- und fettreicher ketogener Ernährung, Nebeneffekte und ist nicht für jedermann geeignet. Aus gesundheitlichen und ethischen Aspekten! Ein zu hoher Konsum von Omega 6 Fettsäuren ist nach wie vor ungünstig.

Das Omega-6-Fettsäuren im richtigen Verhältnis zu Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden müssen, ist bekannt und wesentlich. Ein gutes Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3  liegt bei 2:1 bis 5:1 und sollte angestrebt werden. Dieses ist durch den hohen Konsum an gesunden pflanzlichen Fetten und Lebensmitteln mit hohen Omega 3 Anteil zu erzielen.

Auf jeden Fall lohnt ein Blick auf die Vielzahl der Vorteile der ketogenen Ernährung im allgemeinen und speziellen. Dennoch Zucker ist bedrohlicher als Fett und die Vorteile durch die starke Reduktion von einfachen Kohlenhydraten bei bestehenden Krankheiten sehr hoch. Mögen die Steinzeitmenschen nicht sehr alt geworden sein, mit der ketogenen Ernährung waren sie zu Lebzeiten vielleicht, in vielen Bereichen sogar gesünder als so manch gleichaltriger heute.