Gewichtsreduktion ist so individuell wie die Menschen die sie anstreben. Fernab vielfach suggerierter und medial in Szene gesetzter Patentrezepte, Diätpläne und Schlankheitstees zum Abnehmen ist es viel wichtiger, die fundamentalen goldenen Regeln für diese Zielsetzung zu kennen, zu beachten und personenspezifisch anzuwenden. Wer jedenfalls hungert um abzunehmen, verlangsamt seinen Stoffwechsel, lässt die Muskulatur aushungern und damit schrumpfen, produziert hausgemachten Heißhunger und damit vorprogrammierte „Fressorgien“ die langfristig zu mehr Gewicht führen. Wie kann man aber der „Hungerfalle“ tatsächlich entgehen? Durch Essen, soviel steht für jedermann fest! Entscheidend ist hierbei lediglich wann, wie oft, wie viel und was.
Das hat neben der Neuprogrammierung der „emotionalen Festplatte“ und des Verhaltens, das Wissen um die Wirkungsweise der Hormone Insulin und Ghrelin, das auch als Heißhungerhormon bezeichnet wird, den größten Einfluss auf die Gewichtsreduktion, das ist unumstritten. Wer z. Bsp. um 12.00 Uhr ein Nutellabrötchen und einen Pudding seine erste Mahlzeit nennt und bis zum Abend weiter mit einem Croissant, Schokoriegel und Orangensaft sein Überleben sichern will, wird Erfolg haben, zumindest mit der Weiterexistenz. Mit dem Abnehmen wird es ganz sicher nichts, auch wenn die Mengen hier zunächst nicht viel erscheinen, zumindest bis der „Hungerast“ sein Unwesen treibt und das tut er, denn wer wird davon tatsächlich satt?
Negative Energiebilanz ist wichtig, aber nicht nur
Allerdings ist das Gesamtnahrungsvolumen nur ein wichtiger Teil der Problematik, wenn man sich vor Augen hält, welche Achterbahnfahrt der Blutzuckerspiegel durch diese Ernährungsstrategie mit erheblichen Folgen vollzieht.
Eine davon ist Heißhunger, eine weitere ist bei vielen Übergewichtigen eine Insulinresistenz, aus der typischerweise später ein Typ-2-Diabetes entstehen kann. Die Nahrungsmenge wird letztlich in Summe zum Tagesende aber dennoch mehr,auch wen man sich anderes vornahm. Von der Qualität oder den Auswirkungen auf den Blutzucker oft nicht besser, wenn es am Abend eine Pizza wird, mit einem Liter Apfelsaft gespült, quasi als „Belohnung“ für das vermeintlich gezügelte Essverhalten am Tag.
Heißhungerattacken unbedingt vermeiden
Die Konstanz des Blutzuckerspiegels und damit die unterdrückte Produktion des Heißhungerhormons Ghrelin, welches im Verdauungstrakt bei Leere im Magen gebildet wird und dem Gehirn ständig Hunger signalisiert, sind immens wichtig, um langfristig Gewicht zu reduzieren.
Der Ausfall des Frühstücks oder eine lang hinausgezögerte Mahlzeit lässt aus einem normalem Hungergefühl einen großen Hunger und später einen Heißhunger entstehen, das ist das Hauptproblem.Ein Zwischensnack ist nicht hilfreich wenn dieser z.Bsp. aus einer Streuselschnecke oder einem gezuckerten Milchreis besteht und diese Prozesse noch forciert.
Blutzucker möglichst konstant halten ist ein wesentlicher Schlüssel für Gewichtsreduktion
Eine ständige Ausschüttung von Insulin nach dem Konsum von Zucker bzw. einfachen Kohlenhydraten lässt den angestiegenen Blutzuckerspiegel aber auch schnell wieder abfallen.
Der Magen ist dennoch nur unzureichend gefüllt, Mechanorezeptoren an den Magenwänden signalisieren dem Gehirn „Leerstand“, das angesprochene Hormon Ghrelin, das auf den Hypothalamus im Zwischenhirn einwirkt, in dem sich ein Hunger-und Sättigungszentrum befinden, wirken synergetisch negativ. Aus reinem physiologischem Hunger entsteht zusätzlich psychischer Hunger, Gedanken lassen sich kaum vom Essen „wegsteuern“. Sind diese Gedanken an der Pförtnerloge des Verstandes vorbeigekommen und die Emotion setzt ein, die Vorstellung der Pizza, der Geruch dieser, das Schmelzen der Schokolade auf der Zunge, läuft das Wasser im Munde auch schon zusammen, allein durch diese Vorstellungen.
Ist physischer Hunger wirklich physischer Hunger?
Das erwartete angenehme Gefühl während des Essens, erzeugt durch die Ausschüttung von Glückshormonen kommt hinzu, aus dem Maß ein wird Übermaß. Oft wird dann zu schnell, zu viel verzehrt, man gibt Gehirn und Magen in Interaktion kaum die Chance eine Sättigungsbotschaft zu entwickeln, bei adipösen Menschen bleibt diese auch manchmal ganz aus. Hier muss durch neue Achtsamkeit beim Essen wieder erlernt werden, eine „normale“ Sättigung von einem extremen Völlegefühl zu unterscheiden.
Esserfahrungen und Handlungen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme sind bei Übergewichtigen fast ausschließlich als „positives Erleben“ abgespeichert.
Die Konsequenzen falscher Ernährung werden selten im Vorfeld mit dem Verstand kalkuliert und reguliert oder sogar bewusst billigend in Kauf genommen. Dieses kann nur mit dem Training des Verstandes und dessen rechtzeitigem Einsetzen und vielen Siegen über die Emotion rückgebildet werden, um auch die Emotion mit neuen Informationen zu speisen und es auch aus dem Gefühl heraus wieder möglich ist, eine seiner Zielsetzung entsprechende Ernährungsweise an den Tag zu legen.
Emotionen und Verstand miteinander verbinden führt zu besseren Entscheidungen
Eine gute Ernährungsentscheidung (wie auch andere Entscheidungen) sollte immer zwischen rechter und linker Gehirnhälfte, bzw. aus der Verknüpfung des Verstandes und der Emotion getroffen werden. Hierzu gibt es hilfreiche Werkzeuge wie z.Bsp. die Wingwavemethode. Beim Personal Training ist es vor allem Zeit die man braucht und sich nehmen muss, um sich der Problematik seiner Klienten in der Tiefe zu widmen um letztlich Erfolg zu haben. Oberflächliche und flache Diätpläne gibt es wie Sand am Meer, die wirken allerdings nur wie eine “ Beruhigungspille“ die ernsthafte Gedanken delegiert.
Hinzuzufügen ist an der Stelle noch die Fragestellung, ob übermäßiges Essen nicht die Folge von emotionalem Hunger ist, einer inneren Unruhe, die depressive Zwischentöne erzeugt, die mit dem Essen übertönt werden sollen, quasi als Kompensation des eigentlichen Urproblems. Das ist nicht möglich wenn man nicht an der Ursache für fehlenden“ inneren Frieden“ arbeitet.
Frühstück ist das Ernährungsfundament des Tages
Physiologisch gesehen beginnt allerdings alles mit dem Ernährungsfundament am Morgen, um sich vor Heißhunger mit seinen Folgen zu wappnen.
Man sollte sich ernährungstechnisch strukturell auf den Tag im Büro, auf der Dienstreise und in der Freizeit durch einen Vorrat an geeigneten Nahrungsmitteln vorbereiten. Aber auch außerhalb der gewohnten Umgebung ist es bei dem riesigen Nahrungsangebot heute immer möglich, eine für die entsprechende Situation optimale Lösung zu finden (das geht selbst bei Mc D…).
Mit möglichst vielen komplexen Kohlenhydraten, frischem Obst und Gemüse, mindestens zwei sättigenden Mahlzeiten im weiteren Verlauf des Tages, die letzte nicht zu spät, kohlenhydratarm und eiweißlastig. Entgegen der oft noch propagierten 5-7 Mahlzeiten, die immer wieder eine Insulinausschüttung hervorrufen und dem Blutzucker keine Konstanz ermöglichen, ist aus heutiger Sicht und Erfahrung diese Variante die bessere. Es ist nicht zu reparieren und im Tagesverlauf aufzuholen, was am Morgen der Nahrung an Quantität und Qualität als Puffer gegen Heißhunger fehlt. Carpe Diem…
Unterstützen Sie Foodwatch mit Ihrer Zustimmung zur Nährwert-Ampel.
An sich ne gute Sache, ich frag mich nur, ob das auch dauerhaft brauchbar bleibt.
Da fragt man sich beim lesen ja schon, ob man nicht irgendwie auf den Kopf gefallen ist.
Lieber Robert,
Dein Artikel gefällt mir sehr gut. Zustimmen kann ich Dir auf jeden Fall mit der Anzahl der Mahlzeiten. Ich nehme am besten mit zwei Mahlzeiten täglich ab. Morgens viel Knäcke oder Müsli. Auch mit Honig, Butter oder Wurst ruhig auch mal fett. Morgens überhaupt kein Problem. Mittag eine normale Portion. Also ein Teller. Da bin ich dann auch satt und eben nicht überfüllt. Abends bzw. am späten Nachmittag ist Bewegung wichtig. Das vertreibt den Hieper J. Viel trinken, Wasser oder abends Tee. Keinen Aufputschenden. Echt noch mal eine Verbesserung hat mir das Medikament Metformin 500 mg gebracht. Ich bin leistungsfähiger und habe praktisch keine Fress- Attacken mehr. Ich empfehle jeden, der übergewichtig ist, sich von einem Spezialisten, einen Diabetologen durchchecken zu lassen. Die können auf dem Gebiet einfach mehr als die normalen Hausärzte.
Mir geht’s sau gut.
Liebe Grüße
Gerald
Mein lange überfälliges Lebenszeichen werde ich in genau diesem Thread posten, da es gerade meine Gesamtproblematik am vollständigsten anschneidet:
Ja, das von Robert vorgestellte Gerüst sollte einen ausreichend bewaffnen, um im Kampf gg. inneren Schweinehund, widerspenstige Festplatte und JoJo-Effekt erfolgreich zu bleiben, außer es gibt tatsächlich, wie am Ende des 5.Absatzes so treffend erkannt, etwas, was den inneren Frieden stört und somit das Gesamtsystem außer Funktion setzt.
Danke Robert, daß Du mir in dieser Phase, als es einfach nicht mehr weitergehen wollte, die Augen für diese damals schwer zu akzeptierende Tatsache geöffnet hast !
Jetzt, drei Monate später, bin ich in psychologischer Behandlung, habe meine Probleme zwar noch nicht beseitigt, setze mich aber erfolgreich damit auseinander.
Im Ergebnis greifen jetzt auch die Mechanismen und Ernährungsgrundsätze aus dem Personal Training mit Robert wieder und ich bin endlich seit 1 Woche unter 100 kg. !
Ich esse übrigens auch seit einigen Wochen nur noch 2, maximal 3 Mahlzeiten am Tag, und es läuft sehr gut, auch die Heißhungerphasen habe ich im Moment im Griff.
Sportliche Grüße aus Oppenheim,
Carstinho
Hallo Carsten, Glückwunsch an dieser Stelle und danke für die offenen Worte. Aus der Erkenntnis folgt die Handlung und das angestrebte Gleichgewicht. Manchmal sind scheinbare Umwege die geradlinigsten Pfade zum Ziel, wenn ein riesiger Berg den Weg verstellt und von dem man nur abstürzen kann wenn man ihn bestiege. Selbst mit noch so vielen Werkzeugen ausgestattet, nützen diese nichts, wenn das zu bearbeitende Holz noch nicht trocken ist und die Schärfe der Messer nicht zum tragen kommt um filigranes herzustellen. Viel hat uns ja von der „umkämpften“ Zweistelligkeit nicht mehr getrennt, darum freut es mich umso mehr das Dir diese schwierige vorletzte Etappe gelungen ist. 20 kg weniger sind ein Meilenstein!! Die letzte und auch nicht leichte Etappe, bedeutet die Errungenschaften auf Dauer zu pflegen. Viel Erfolg dabei mein lieber
Herrlich, nun endlich habe ich den Sachverhalt ganz gerafft, es macht keinen Sinn mehr, mit welchen Diäten auch immer Abnehmen zu wollen. Mit dem Denken eine negative Energiebilanz allein reicht aus um abzunehmen ist die Sache zu kurz gefasst. es ist die Frage ob man die nämlich erreicht wenn man Abends doch zuschlagen muss. Danke für den Artikel. Kölle Alaaf
Hammer! Das hatte ich garnicht geglaubt. Ich dachte genau umgekehrt, nur wer viel hungert nimmt viel ab! Jetzt sind mir jetzt meine eigenen Fehler bei Abnehmen auch klar!
Hi Tomas, wer viel hungert signalisiert seinem Körper Du musst mit dem was Du bekommst oder bekommen hast sehr lange auskommen. Das ist evolutionär so angelegt und diese Prozesse sind in unseren Gehirnen noch nicht gelöscht. Problem ist nur, dass sich die Umfänge und Inhalte in unseren Kühlschränken seit der Steinzeit verzehnfacht haben und wir uns jeden Tag einen Mammut gönnen können.
Das ist der alte Grundfehler vieler Menschen die Gewicht reduzieren wollen. Du hast es bemerkt und schöpft hoffentlich die richtigen Maßnahmen aus den alten Fehlern.