Sind Stressabbau und Coaching für den Problemflughafen BER in Berlin tatsächlich unerlässlich? Manchmal braucht es spezielle Erfahrungen, häufig auch schmerzhafte, um die Notwendigkeit einer dringenden Veränderung sichtbar zu machen. Das gilt insbesondere natürlich auch in Sachen Stresskompetenz. Unabhängig von theoretischen oder allgemeinen Ansätzen, wie Stress eigentlich entsteht, ist die individuelle „Ermittlung“ des eigenen Stresspegels für viele Menschen der Einstieg in Veränderungen. Ableitend können gewonnene Erkenntnisse sicher auch zu einer individuellen Werteanalyse, Stressvermeidungsstrategie und einer Entschleunigung des Arbeits- und Lebensrhythmus beitragen, die zu mehr Lebensqualität verhelfen.

„Leere braucht Fülle“- Stressabbau und Coaching für Flughafen BER Berlin                                                                                   Foto:pixabay

Jeder kennt wohl den ungeöffneten „Problemflughafen BER“ in Berlin. Dieser hat mit seinen vielen Pleiten, Pech und Pannen mittlerweile weltweit eine traurige Berühmtheit erlangt. Und immer noch sorgt dieser für jede Menge ironischen Unterhaltungsstoff, an dem sich viel Satiriker und Comedians regelmäßig abarbeiten. Wenn eine Baustelle so viel „Humor“ produziert der ins kollektive Unterbewusstsein einsickert, ist aus dieser Sicht diese „Never Ending Story“ von hohem Wert. Die technischen Probleme, und nicht nur die, sind allerdings offenbar so groß, dass jeder neu engagierte „Problemlöser“, die Probleme nur unwesentlich kleiner zu machen vermochte. Aber was hat das Ganze nun mit Stress zu tun? Nun ja, negativer Stress der um sich greift, kann eine starke Quelle für eine degressive Entwicklung sein. Aber mit Sicherheit wird dieser nicht aufbauend auf einer Baustelle wirken. Ich hatte vor einiger Zeit einen Trainingsinteressenten am Telefon, der mit gepresster und gehetzter Stimme erklärte, dass er im technischen Management auf dem Flughafen „BER“ arbeitet und “ schnell etwas tun müsse“. „Was muss denn so schnell getan werden?“ –  fragte ich.

„Der Stress frisst mich auf, ich muss wieder fit werden“, war seine knappe Antwort! Ich schlug ihm ein Treffen zu einem unverbindlichen Gespräch vor. Bei ihm zu Hause, auf einem Spaziergang, bei einem Mittagessen. Oder er könne aber auch als „Hospitant“ bei einer Trainingseinheit mit dabei sein, schob ich als weitere Option nach.  Er lachte, eher zynisch, und erwiderte gereizt: “ Zeit für solchen Luxus habe ich  nicht, 60 Arbeitsstunden in der Woche sind kein Pappenstiel!“ Ich müsse mir schon den Weg zu ihm auf die Baustelle machen. Peng!

Gründe für Stress, sowie Stressabbau sind immer individuell

 

Muss ich das wirklich, bei solch einem ruppigen Start, war meine spontane Überlegung. Ich war aber wohl zu neugierig und sagte zu.  Eines vorweg: Es waren erkenntnisreiche 55 Gesprächsminuten für mich! Es war ein Blick von der Oberfläche in die Tiefenstruktur der Wunde des potenziellen Klienten und des „BER“ selbst, in die ich meinen Finger legte.  Der Fisch stinkt ja, so wie Stress auch, bekanntermaßen immer vom Kopf her. Und es roch ziemlich stark nach Fisch und das gegen den Wind.

Auf meine Frage, wo ich mich einfinden darf und ob wir ein „ruhiges Plätzchen“ zum Reden hätten meinte er unwirsch: Nirgends gibt es hier solch einen Platz! Ich habe die Tonalität und den „Satzbau“ noch gut im Gedächtnis: „kommen sie mit ihrem Auto an den Haupteingang, ich hole sie ab, steige zu, wir fahren und reden, ich rede über mein Problem, ich zeige ihnen die Baustelle und kann dabei noch Brennpunkte observieren, Telefonate führen und Dinge klären, Fotos machen verboten!“ Ich traute meinen Ohren nicht, aneinandergereihte Wortfetzen ohne jegliche Melodie „gesprochen“ wie Gewehrsalven.

Je nach Stil, Inhalt und Tonalität der Sprache wird Ruhe oder Stress im Kopf erzeugt!

 

Ich fühlte mich auch durch die Art seines „Sprachmodells“ wie vom Zug überrollt, war aber auch gespannt zugleich. Der Tag kam und ich stand mit meinem Auto am Haupteingang und wartete auf „meinen Technikmanager“. Pünktlich zur vereinbarten Zeit stieg er dort  zu und übernahm sofort die Navigation der Fahrroute. Er stellte sich kurz,  knapp und stakkatoartig vor. Ich begegnete einen Mann Anfang 40, der mit Führungsaufgaben betraut, seinen „Frondienst“ seit über 5 Jahren auf dieser weltbekannten Dauerbaustelle verrichtete, wie er sagte.

Wortwörtlich sagte er: er sei mit 3 Handys bewaffnet! Ein Telefon für privat und die beiden anderen für jeweils unterschiedliche Bereiche der Baustelle erklärte er. Und wie passend zu dieser Aussage klingelte bereits eines dieser Handys, noch bevor er sich so etwas Ähnliches wie eine Erlaubnis abrang:  „sie haben doch nichts dagegen“ klang viel mehr nach Anweisung als nach einer Frage, was keinen Platz mehr für eine Zustimmung ließ.  Aber meine Neugier auf das „Szenario“ wuchs weiter. Ich war mir noch nicht sicher, einem Problemsucher oder Problemverwalter neben mir sitzen zu haben.  Der Mann erweckte den Eindruck, als würde dieser Flughafen sein persönliches Waterloo sein. Er der geschlagene Feldherr, der die Überlebenden beschuldigt nicht genug gekämpft zu haben, der die Überreste auf dem Schlachtfeld mühselig verwaltet, der auf der Suche nach Lebensräumen und Essbarem ist.

Stetige Dauererreichbarkeit und Beschleunigung um jeden Preis machen langsam!

In diesen denkwürdigen 55 Minuten klingelte tatsächlich 7 Mal ein Telefon, bei dem sich jeweils ein kurzer aber heftiger „Disput“ entspann. Zusammengesetzt aus herausgebellten Alphatier – Anweisungen, Anklagen und Problemanalysen quollen seine Adern am Hals. Ein Anruf behandelte ganz offensichtlich private Differenzen. Mir blieb fast die Luft weg, bei diesem Orkan an Unfrieden, Unruhe und Mobbing gegen Alle und Alles.

Noch Nichtmal ein Fernsehteam mit einer Drehgenehmigung, Zensur inklusive, kann so tief in das „kranke Herz“ dieses Flughafen blicken dachte ich. Alles ungeschminkt. Ich fragte mich, sind die offensichtlichen Symptome in der kleinen Managementzelle, ein Beleg und ursächlich für den Stillstand im Großen und Ganzen?? Zwischenzeitlich wiederholte er: „In den Pausen können wir reden,- wenn ich nicht gerade aussteigen muss um Dinge selbst persönlich zu klären“, fügte er hinzu. Es gab keine Pausen, die man als solche hätte bezeichnen können. Es war eine absurde Tragikomödie aus dem realen Leben am „BER“. Ich dachte an eine versteckte Kamera, die im Auftrag aufnehmen soll, wie souverän Personal Trainer unter „stressigen Bedingungen“ ihre Erstanamnese vornehmen können, verwarf diesen Gedanken aber wieder.

Stressabbau und Coaching- Bewusstmachung und Achtsamkeit steigern

 

Genau dieser Gedanke half mir jedoch, auf mich zu schauen um noch ruhiger und achtsamer zu werden als sonst. Ich lehnte mich als Beobachter ein wenig zurück, atmete bewusst tiefer, und ließ alles auf mich wirken, was geschah. Ich musste mich gedanklich ganz bewusst distanzieren, um mich nicht von dieser riesigen Welle an Hektik erfassen zu lassen. Nach einigen 100 Metern, vorbei an Bautürmen einigen Stopps an „Gesprächskreisen“ und Telefonaten innerhalb der ersten halben Stunde fiel mir auf: mein Gesprächspartner hatte mir noch nicht einen einzigen zusammenhängenden Satz über sein genaues Motiv erzählen können, wozu er einen Personal Trainer braucht. Was soll der wohl konkret machen und können?

Obwohl nicht genug Zeit für eine genaue, vor allem mentale Analyse blieb, war der Dauerstress in seinen Auswirkungen handgreiflich. Ich sah, hörte und spürte ihm sein Problem bereits deutlich an und ahnte die Grundproblematik seiner persönlichen Baustelle. Mich störte vor allem die „Qualität“ und die enorme Engmaschigkeit der gesamten Kommunikation, die kaum differenzierte Überlegungen nur Reaktionen zuließ. Ob per Telefon, oder die beobachteten, mit hektischen Gesten verbundenen persönlichen Gespräche, alles hatte irgendwie die Anmutung von Kampf. Keiner seiner Face to Face Gesprächspartner machte einen „motivierten“ oder wenigstens zufriedenen Eindruck. Wie auch? Es waren Wortgefechte. Keine Zeit zum Atmen.

Wer tagtäglich nur Probleme sieht, dem ist die Sicht auf Lösungen versperrt

 

Er tat mir bereits leid. Auch wenn Menschen ein „gesundes Maß“ an postivem Stress (Eustress) brauchen, um ein hohes Leistungsniveau abzurufen, hier waren Grenzen weit überschritten. Die Stressschäden waren unverkennbar und sicher nicht nur durch hohe Arbeitsumfänge verursacht. Die Kurzatmigkeit,  das Übergewicht und die abwechselnd mal traurige und mal verbissenen-aggressive Mimik waren dabei nur äußere Merkmale. Wie hat es wohl innen oder sein Blutdruck ausgesehen? Solch eine Arbeits- und Lebensweise sind für Körper und Geist und somit der gesamten Gesundheit eine massive Belastung! In einem Nebensatz dann: „Ich bin völlig ausgebrannt“, es war ein kurzer jedoch deutlicher Hilferuf. Was sollte ich tun? Ratschläge zwischen Tür und Angel erteilen? Nein, ich sammelte alle meine angestauten Fragen bündelte diese etwas und versuchte mit einem einfachen „Wann“ den Gesprächsfaden in die Hand zu bekommen. Wann?- fragte er zurück.

Wann stellen Sie sich bewusst die Frage, ob das was sie machen Erfüllung in ihr Leben bringt und so einen Sinn für sie hat? Was wollen sie wirklich? Und wann wollen sie bei durchschnittlich 60 Wochenarbeitsstunden für ein Gleichgewicht trainieren? Wie wollen sie die Zeit und Energie für ein regelmäßiges körperliches Training sicherstellen? Und glauben sie, dass Fitnesstraining der alleinige Schlüssel für eine Lebensqualitätsverbesserung ist?

Er wirkte gelinde gesagt stark irritiert, weil er ganz offensichtlich mit solchen Grundsatzfragen, fern von Fitness, nicht gerechnet hatte: „ja natürlich, Sport am Wochenende wird mir helfen“. Er wollte mit Training weiteres Öl ins Feuer gießen, welches schon genug brannte. Eine „Life-Work-Balance“ lässt jedenfalls nicht herstellen, in dem man einfach ein massives Ungleichgewicht auf der Work-Seite mit viel Sport auf der Life-Seite auszugleichen versucht. Die Bezeichnung Life-Work- Balance ist ohnehin unglücklich, weil sie den Irrglauben stärkt es mit zwei konkurrierenden Lebensbereichen zu tun zu haben.

Ehrlichkeit zu sich selbst ist die wichtigste „Sportübung“

Ich spürte, dass das Gespräch unter diesen Bedingungen und Umständen in eine Sackgasse führt und kein lösungsorientiertes Ergebnis befördert. Da wir uns ganz offensichtlich wieder auf dem Weg zum zurück befanden, zog ich für mich ein erstes Fazit. Wir sind nicht konkret geworden, es war ernüchternd! Ich hatte es tatsächlich nicht geschafft, über meine genaue Arbeitsweise, Möglichkeiten, Strategien, über Bedingungen und Preise reden zu können. Meine Unterlagen blieben völlig unberührt. Dennoch nutzte ich nochmal die letzten Meter auf unseren Weg und bat ihn um folgendes: ich denke es sind sehr viele Themen, die sie bei einem Training und einer Veränderungsstrategie mit einbeziehen müssten, aber nicht müssen.  Bevor sie mich nochmals kontaktierten, wäre es zunächst wichtig über Ort, Zeit und den Sinn eines solchen Orientierungsgeprächs genau nachzudenken.

Lebensstil, Werte, lohnenswerte Ziele im Leben und gewinnbringende Kommunikation sollten die Hauptthemen eines solchen Gespräches sein. Pure und ungewohnte Stille, wie nach einer Detonation! Es schien zumindest so, als sei er im Anfangsstadium der Bewusstmachung.Ich wünschte ihm alles Gute und Gesundheit. Er bedankte sich und er würde sich bei mir melden, waren seine „letzten Worte“ die er zu mir sprach. Er meldete sich nicht! Was aus ihm geworden ist? Wer weiß?

Sport ist nicht generell das Heilmittel Nr.1, manchmal braucht es zuerst eine Bestandsaufnahme

 

Natürlich wird zurecht propagiert, dass allgemeine Bewegung und gesunde Ernährung, ein probates Mittel für Stressabbau sein können. Manchmal sind aber das Gleichgewicht aus Belastung und Erholung und Stresskompetenz zu allererst zu trainieren. Vor allem ist es wichtig, in einem Verhaltenstraining zu erlernen Dinge zu vermeiden. Wer bei Stress nur an Sport als Lösungsansatz denkt, denkt auch, das Wasser trinken gegen Raucherhusten hilft. Training ist auch eine Belastung für den Körper, das Ressourcen braucht, vor allem zur Regeneration. Das vergessen viele dabei, auch wenn die Absicht positiv ist.

Die Analyse muss immer die klassischen W- Fragen beinhalten, weil die Antworten darauf, schon einen Weg der ersten Maßnahmen aufzeigen. Was Dauerstress aus Menschen machen kann, ist nicht mehr wegzudiskutieren, die Berufsunfähigkeitszahlen sprechen da eine eideutige Sprache. Viele, die aus dem Berufsleben ausscheiden müssen sind häufig „Stressgeschädigte“. Resilienz bedeutet Widerstandsfähigkeit und wird in letzter Zeit propagiert als Eigenschaft, die trainerbar ist gegen berufliche und persönliche Krisen. Funktioniert das auch gegen Stress?

Resilienz trainieren ist Unsinn, wenn veränderbare Umstände und Rahmenbedingungen zermürben und ausbrennen

 

Kürzlich hat sich sogar ein Deutsches Resilienz-Zentrum“ an der Uni Mainz gegründet in dem  Neurowissenschaftler, Psychologen und Soziologen „Resilienzstrategien“ entwickeln. Ich finde eine Steigerung der Widerstandsfähigkeit nur dann sinnvoll, wenn zB ein wie auch immer gelagertes Training über einen längeren Zeitraum zu einer Verbesserung führt (Adaption). „Durchhalteparolen“ zu verinnerlichen, neudeutsch „Resilienz“ zu lernen, wie man in einem Schützengraben von dauerhaftem „Mobbingbeschuss“ überlebt, ist eine massive Zumutung für die Gesundheit! Manches „Gequatsche“ und „Ratschlagsdurchfall“ sind oft hohle und reflektorische Phrasen, geboren aus einem grassierenden Coachingwahn erlernt in Wochenendseminaren. Besser wäre, Menschen zu stärken und zu befähigen den Mund gegen Missstände aufzumachen. Auch gegen die Missstände in uns selbst!

Wer sich immer anpasst missachtet sich selbst

 

Vor allem werden dabei die Ursachen für Belastungen missachtet. Ein Burn Out lässt sich nicht vermeiden, in dem man Resilienz gegen seine eigenen Wertevorstellungen, Mobbing, oder eine starke Abneigung entwickelt. Da hilft nur Veränderung! Die Resilienz müsste nämlich, so wie die Dosis eines Dauermedikament, stets erhöht werden um die gleiche Wirkung gegen Symptome zu erzielen. Verdrängung ist nicht Veränderung. Verdrängung nimmt Menschen den Atem für Handlungsfähigkeit, die erstickt wird, weil sie durch den „Mantel der Flexibilität“ zugedeckt ist. Generell ist es wichtig rechtzeitig einen Schlussstrich zu ziehen, bevor größere Schäden entstehen. Es gilt auch hier der kurzgefasste Tip: Change it, love it, or leave it! Wenn es sich weder lieben noch ändern lässt, was bleibt da noch? Die Freiheit! Die Freiheit der Selbstbestimmung.