Sieger in einem sportlichen Wettkampf brauchen eine gewisse Mentalität, bei der Fokussierung, Glaube, Wille, Zuversicht und bedingungsloser Einsatz ein Bündnis eingehen. Das gilt für den Trainingsprozess und auch für den Tag X, an dem diese Tugenden abgerufen werden sollen. Nun ist wie der Sommer die Fußballweltmeisterschaft vorbei und die Aufarbeitung der vergangenen und die Vorbereitung der kommenden WM ist bei vielen Teams in vollem Gange. Eine gute Gelegenheit, sich anzuschauen, wie sich siegeswillige Mentalität zusammensetzt und wo die Defizite der deutschen Elitekicker inklusive Führung lag.
Es ist vom Laien bis zum Experten viel spekuliert und gefachsimpelt worden, was wohl der Grund für das klägliche Scheitern der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der WM 2018 war. Das sehr fragwürdige „Özil- Gündogan Fotoshooting“, war sicher nur ein sehr kleiner Teil der Gesamtproblematik und ein Nebengeräusch. Vieles war augenscheinlich, auch für die über 80 Millionen Bundestrainer! Nun sprach Bundestrainer Jogi Löw vor kurzem Klartext und redete in schonungsloser Selbstreflexion von seiner eigenen Arroganz bei der Planung der Strategie im Vorfeld.
Hut ab für diese Selbstkritik! Denn diese Auseinandersetzung setzt wiederum die ehrliche Gegenüberstellung des eigenen „inneren Dialogs“, vor und jetzt nach der WM voraus. Was Löw sagt, unterstreicht umso mehr „Gewonnen oder verloren wird zwischen den Ohren“, da wo Selbstgespräche stattfinden, da wo Siegermentalität kreiert wird. Allerdings – „Arrogante Selbstgespräche“, missachten und unterschätzen den Gegner und führen zu Überheblichkeit, fehlendem Respekt und dadurch zur falschen Strategie und Taktik, wie man nachdrücklich sehen konnte.
„Überheblichkeit ist eine krankhafte verzerrte Form des Selbstbewusstseins.“ Erich Limpach
Das Brustgetrommel, beobachtet beim ehemaligen amtierenden Weltmeister, welches zu einem überheblichen Dominanzgehabe führte, ist nicht selten im Sport. Im Fall der DFB-Elf spiegelt sich die innere Kommunikation des Bundestrainers im Spielverhalten der Mannschaft im außen wider. Es zeigt umso mehr, wie wichtig innere Kommunikation ist und das Worte an sich selbst gerichtet aufbauen oder zerstören können. Jedenfalls gingen die Meinungen über die Fehleranalyse Jogi Löws wie so oft weit auseinander von „respektabel“ und „selbstkritisch“ bis hin zu „unzureichend“ und „unrevolutionär“.
„Wer keine Vision hat, vermag weder große Hoffnung zu erfüllen, noch große Vorhaben zu verwirklichen.“ Thomas Woodrow Wilson (28. Präsident der USA)
Überhebliches, visionsloses und uninspiriertes endloses Ballgeschiebe ohne inneres Feuer mit wenig Ertrag war zu sehen. Wer voll satter Selbstgefälligkeit ist, kann nicht gleichzeitig gierig auf Erfolg sein. Das erfordert mehr gesunde Mentalität, aufgebaut auf einem Fundament aus Demut und Respekt. Das muss von der gesamten Mannschaftsleitung vorgelebt werden. Diese „Mentalität“ ist justierbar und mündet im Idealfall in eine zielführende Einstellung. Das ist die gute Nachricht, auch für Jogi Löw, das das was man sich sagt (Autosuggestionen) in beide Richtungen wirkt, positiv wie negativ. Das ist nicht nur im Sport der Fall, sondern in vielen Lebensbereichen.
Als Mental Coach interessieren mich nicht nur die viel beschworenen deutschen Tugenden in Bezug auf Fußball, sondern die Kraft der Gedanken in unterschiedlichen Lebensbereichen. Kaum ein Medium, das sich nicht seit einiger Zeit mit der Thematik der „richtigen mentalen Einstellung“ befasst. Dennoch wird dieses Thema von vielen Menschen unterschätzt, womit eine wesentliche Zugkraft für Erfolg verloren geht. Das passiert sogar Bundestrainern und sogar auch Bundeskanzler(in) mit einem riesigen Beraterstab.
„Der Geist muss frisch sein, voll Selbstvertrauen und allen Anfechtungen überlegen.“ Seneca
Mentale Einstellung was heißt das nun genau? Mental steht für Geist und Mentaltraining bedeutet wiederholt „geistig etwas einstellen“. Wenn wir uns den Geist als ein riesiges Räderwerk vorstellen, welches durch Schrauben verbunden ist, liegt die Metapher „Eine Schraube locker haben“ sehr nah. Und genau diese lockeren Schrauben sind einstellbar. Ähnlich wie bei einer Kamera heißt eine davon Fokus. Mit dem Fokus wird das Motiv „eingefangen“, komprimiert und scharf gestellt. Aus diesem Motiv wird die sogenannte Motivation. All das geschieht im Kopf bzw. vor dem geistigen inneren Auge, auf dessen Leinwand der Erfolgsfilm projiziert wird. Wer sein Bild und Erfolgsfilm hat, hat eine Zukunftsvorstellung und weiß in welche Richtung die Segel gesetzt werden müssen.
Alles was diese Vision durch entsprechende Denk -und Handlungsmuster verstärkt untermauert auch den Glauben an sich selbst. Eine dynamische Wechselwirkung. Denn der Glaube, ist ein sehr wesentlicher Faktor, weil dieser wiederum notwendige Handlungen und Denkvorgänge automatisiert. Wer unerschütterlich an sich glaubt, tut entsprechendes und entwickelt so ein starkes Selbstbild. So lassen sich Ablenkungen, Rückschläge und Selbstzweifel jeglicher Art leichter aus dem Fokus entfernen.
„Wenn Du nicht an Dich glaubst, wird es niemand für Dich tun!“ Kobe Bryant (ehem. Basketballprofi)
Im Sport bedeutet das, wer ein stark fokussiertes Selbstbild hat, sich schon als Weltmeister sieht, kann viele harte Trainingsstunden mit hohem Aufwand leichter ertragen. Denn in diesem Motiv stecken dann Sinn und Erfüllung. Derjenige, der sich als Weltmeister sieht, wird sich natürlich auch leichter wie ein Weltmeister verhalten. Wenn er visualisiert, wie er in allen Details und technischen Erfordernissen seinen Wettkampf meistert, mit dem Körper die Bewegungen mitfühlt, mit allen Sinnen schon bis zur Siegerehrung durchlebt, der hat ein zielführendes Wettkampfszenario. Wer dieses Erfolgsszenario vor seinem inneren Auge wiederholt ablaufen lässt und als Teil in sein Training integriert, wird nicht nur körperlich, sondern auch mental richtig eingestellt.
Zuerst schließen wir die Augen, dann sehen wir weiter…!
Eine solch starke Fokussierung lässt während des Wettkampfs alles Störende ausblenden und der Sportler kann sich voll auf das Erbringen seiner Leistung konzentrieren. Ist so gewinnen immer möglich? Nein, es gibt Mitbewerber die sich ähnlich vorbereiten und ist die eigene Fokussierung zu schwach fehlen manchmal ein paar Prozentpunkte der Leistung für den Sieg. Generell kann jedermann von sportlichen Weltmeistern in seinem Wirkungskreis und Lebensbereich mental lernen ohne Weltmeister werden zu müssen.
Jedermann kann sich in seinem Lebenskontext und Fach verbessern, sich fortentwickeln und zu einer stärkeren Persönlichkeit wachsen. Das kann die bevorstehende Präsentation in der Firma, eine Eignungsprüfung, oder den Weg ins Unternehmerdasein betreffen. Wer einschränkende Verhaltensweisen ablegen kann und durch Willen, Fleiß, Fokussierung und Glauben ersetzt hat auch einen großen mentalen Sieg errungen und kann viel erreichen. Frei nach dem Motto. „Ich lasse mir doch von mir selbst nicht alles gefallen“!
„Mit Glauben allein kann man sehr wenig tun, aber ohne ihn gar nichts.“ Samuel Butler
Womit wir bei einer weiteren wichtigen Stellschraube für mentale Stärke sind. Den schon erwähnten Glauben! Was hat derjenige wohl über sich gedacht und gemacht, der nicht an sich selbst glaubt? Er hat seinem Unterbewusstsein oft Beweise für seine Ungläubigkeit durch unerwünschte Verhaltens- und Denkweisen geliefert. Derartige Denk -und Handlungsweisen sind kontraproduktiv für Erfolg. Wie sieht nun der Gegenentwurf aus? Kann man den Glauben so fördern und stärken das dieser sprichwörtlich Berge versetzen kann? Man kann! Wie?
Wenn man Herausforderungen als Aufgaben sieht und nicht als „unbezwingbare Bösartigkeiten“. Wenn man zuversichtlich ist, neue, notwendige Fähigkeiten zu erlernen und auch konsequent einzusetzen. Wer das Wissen nutzt, das alle Gedanken und daraus resultierende Gefühle selbst kontrollierbar sind. Wer mit festen Willen sich für ein Ziel anzustrengen, einsetzt und auch weitermacht trotzt widriger Umstände und gelegentlichen Rückschlägen so lange bis dieses erreicht ist.
Dein Wille geschehe, nicht im Himmel sondern auf Erden
Diese genannten Dinge stärken den Glauben enorm, der, wenn er mit Willen ein unzertrennliches Paar bildet, eine enorme mentale Power darstellt. Womit mit wir bei der nächsten Stellschraube des Mentaltrainings angelangt sind: Der Wille. Ein Trainer von mir entwickelte mal den Satz „man muss das Wollen wollen„. In der Tat. Denn wer nicht will, was auch immer, dem ist nicht nur schwer zu helfen. Man muss Dinge, Ziele oder Veränderungen wirklich wollen und mit Klarheit, Konsequenz und Kontinuität umsetzen.
„Machen ist, wie wollen nur krasser„,- las ich neulich. Wenn auch etwas flapsig steckt eine Menge an Wahrheitsgehalt in dieser Aussage. Wie kann man nun seinen Willen stärken? Neben vielen Mentaltrainingstechniken, die ich im 1zu1 Coaching anwende, ist die Einfachheit, wie so oft das Beste. Das Wort „Umsetzungskompetenz“, sagt schon viel darüber, wie man den mentalen Muskel Willen am besten trainieren kann.
Trainiere Deinen Willen durch „MACHEN“
Den Willen kann man wie erwähnt am besten durch das Machen trainieren. Nämlich genau mit den Dingen, die man sich mit Vorsatz vornimmt und letztlich sehr oft doch nicht tut: „ab morgen gehe ich joggen“, „ich werde mich jetzt besser ernähren und keine Schokolade mehr essen“, „ich höre mit dem Rauchen auf“. Übrigens, wenn Wille und Glaube nicht konform gehen, unterliegt immer der Wille! Bestes Beispiel, Raucher, die mit dem Rauchen aufhören wollen. Fast alle wollen aufhören, aber die wenigsten glauben unterbewusst daran, haben den „Film des Scheiterns“ eingelegt und scheitern deshalb prompt. Durch tatsächliches Umsetzen und vor allem durchhalten vorsätzlicher Handlungen wird der Wille und auch der Glaube trainiert. Tipp: nicht gleich alle Vorhaben auf einmal wollen und mit den untersten Vorhaben auf der Liste anfangen und machen, machen, machen. Sport Frei.