„Promiboxen“ was für ein Gewinn! Ein bisschen Boxtraining genügt Nico Schwanz, einem hübschen, vor Selbstvertrauen nur so strotzenden jungen Mann aus dem thüringischen, um sich aus den Niederungen des Dschungelcamps empor auf die Ringbretter dieser Welt zu boxen. Aber nicht nur jener frühere Modelmann und Friseur nimmt sich, die Sache mit dem Boxen in 12 Tagen, den Sender Pro 7, die Gage und den Gegner bierernst. In der Gruppe mit den Ballyhoomakern, und vielen weiteren Sternchen, Beauties und maskulinen Testosteronspendern, Nacktkonzeptkünstlerinnen, Fastschauspielerinnen und ehemaligen Boxern ohne Hobby, wird aus Masse Quotenklasse, so der Wunsch. Und die TV-Zuschauer werden ohnehin jenseits von Gut und Böse sein, ein scheinbar gut kalkulierter Schachzug der sich bewährt hat.

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Denn auf  der Kirmes sind die um 23.00 Uhr noch anwesenden Passiven entweder so blau, das sie nur noch Boxgötter in Gestalt heller Sternchen am Showbizfirmament sehen, oder Menschen, die über ungewollten Slapstick lachen wollen.  Man tut  genanntem illustren Personenkreis jedoch unrecht, diesen allein für das Programm verantwortlich zu machen, bei dem man nicht genau weiß was die Hauptintension ist.

Der Konsument sollte sich also nicht beschweren sondern lachen, was wir gerne tun. Der Sieger braucht auf jeden Fall einen Verlierer und man bekommt den Eindruck verloren hat, wer am schnellsten „Aua“ sagt, egal wo es weh tut, am oder im Kopf, im Ringquadrat, am Fernsehschirm, oder der Bauch vor Lachen. Für die Lachsalven und den Bauchmuskelkater hat es sich auf jeden Fall gelohnt, danke Pro7!

Verunglimpfendes „Boxen“ ist der Preis für zweifelhafte Unterhaltung

 

„Immer Mitten in die Fresse rein“  auf allen Ebenen, so wie die Ärzte es treffend besangen! Wie niedrig die unterbewusste  Hemmschwelle bei allen Beteiligten ist, kann ich, der mit der Butterstulle frisch gebadet als Jungspund im Bademantel vor dem Fernseher saß und zugegeben in einer antiquarischen Welt der deutschen Fernsehlandschaft groß geworden ist, nur schwer nachvollziehen. Da gab es Straßenfeger wie „Dalli Dalli“, „Am laufenden Band“ oder „Einer wird gewinnen“, Unterhaltungskracher aus einer Zeit als Oma sagte: Früher war alles besser!

Für richtige Shows und einem „Ali – Tänzchen“ ist man Nachts noch aufgestanden

 

Da ist man übrigens noch Nachts um 4 Uhr aufgestanden um hochklassige, fulminante und später zu Legenden gewordenen Boxkämpfe zu sehen. Ich weiß, ein Vergleich der völlig hinkt. Heute ist das jedenfalls nicht mehr so einfach mit dem „einer wird gewinnen“ und „früher war alles besser“! Viele Säuglinge muss die Fernsehbrust stillen. Viele fragen, ja was ist am Boxsport denn überhaupt schön? Eine, was Promiboxen anbelangt so deplazierte Frage, wie ein Kurzfilm über „Neustes aus der Gehirnforschung“ in der Werbepause auf Pro 7. Nichts! -um bei der Frage zu bleiben. Dann nicht, wenn Nichtboxer aufeinander losgelassen werden, die mit ihrer Berufswahl noch nicht klar sind. Alles unter der Prämisse. ich war  jung und brauchte das Geld.

Wenn das Geld für die neuen Plastikbrüste rausspringt, dann ist Promiboxen ok.

 

Höhepunkt in dem Zusammenhang war natürlich der Fight Indira „Punching Beast“ Weis gegen Michaela “ Sexy Surviver“ Schäfer!! (Sequenzen im Video). Schön ist übrigens auch relativ, bei jedem anders, und vielschichtig beantwortbar. Was machen nur die Boxtrainer die als „Personal Trainer“,   zB. den genannten  Schwanz in 12 Tagen auf Niveau trimmen wollen oder sollen, ablehnen? Nein! Hier scheint mir der eine oder andere Trainer Grundlagen des Trainings, wie eine seriöse IST-SOLL Analyse vor Trainingsbeginn völlig bewusst ausgeblendet zu haben.

Natürlich alles wegen dem Heidenspaß, –  und der Zuschauer will doch Spaß, oder?  Was tragen  die vielen Schauspielpraktikantinnen mit Silikonpass, der für die erste Reihe am Ring berechtigt, substanzielles in den vielen Interviews bei? Nichts! Außer natürlich die zur Schaustellung der Verbundenheit in dem Zirkel „Plastische Chirurgie tut gar nicht weh“ und Körpersprache ist sowieso wichtiger als Inhalte. Ja die vielfältige Anschlussverwendung und Sprung-oder Trittbrettmöglichkeiten nach Teilnahme am Dschungelcamp  sind enorm. Von der undankbaren Holzmedallie und dem Happymeal bestehend aus Kängeruhhoden mit Kakerlakensoße direkt ins Rampenlicht sozusagen.

Boxen ist erlernbar, auch für Erwachsene – nur nicht in 6 Wochen

 

Urkomisch war es in in jedem Falle, was natürlich durch Kommentare des Axel Schulz, mit scheinbar fachlichem Unterbau noch potenziert wird.  Schade nur das Boxen mit seiner Geschichte, den Trainingsinhalten, der Philosophie, dem Fitnessaspekt und die Storys um Blut, Schweiß und Tränen eine andere Dramaturgie verdient hat. Schnödes Prügeln zwischen Boxdilettanten auf dem Jahrmarkt ! Nicht ganz, es gab auch eine Ausnahme, mit dem sorgsam aufgestellten, hauseigenen Kickboxer und Moderator Daniel Aminati von Pro 7!

Wenn wirklich aufbauendes  Boxtraining vor den eigentlichen Zweikampf-und/oder Sensationsaspekt gestellt wird, dann dauert es deutlich länger als ein paar Wochen, um ein einigermaßen technisch und taktisch  anspruchsvolles Boxen anzubieten, welches das Zugucken verdient. Fazit: Es bleibt dabei, Lachen ist die Beste Medizin.  Ein Fest für Beobachter, Ballermannfans, Oktoberfestjunkies und Liebhabern „von sehr ungewöhnlichen Boxtechniken“. Eine Zumutung für wirkliche Sportler oder ambitionierten Hobbyboxern, die sich eventuell Boxen versprochen haben und um die Zeit besser schlafen sollten. Wer sich für Boxen wirklich interessiert, für den ist Pro 7 der falsche Kanal, mit der falschen Veranstaltung im falschen „Unterhaltungssegmet“! Aber ehrlich, nur die falsche Erwartung kann enttäuschen! Sport Frei