Als Personal Trainer lässt sich kaum verhindern, wenn Ernährung ein wichtiger Bestandteil des Coachings ist, eine Unmenge an Diät -und Ernährungsbüchern sein Eigen nennen zu können! Sehr viele habe ich genauestens gelesen, einige weniger, sondern lediglich einfach quergelesen. Dann wenn einfachste Ernährungsbasics, die heute in jeder Fitnesstrainergrundausbildung geschult werden, falsch dargestellt wurden, es eine Sammlung von kopierten Allgemeinplätzen beinhaltet, oder es gesundheitsgefährdender Unsinn ist der dem Leser verkauft wird.
Manchmal muss sogar die Natur herhalten, mit einem sensationell neu entdeckten Wirkstoff aus Wurzel, Baum oder Busch. Das vermittelt dann, dass die unabdingbare Kopfarbeit, der Fleiß, Wille und Glaube als wichtigste Tugenden beim Abnehmen nicht die oberste Priorität haben. Bei „SOS Schlank ohne Sport“ liegt die „Causa schon im Duktus“ des Titels und dieser lässt alle Herzen von Sportmuffeln und phlegmatischen Abnehmprofis höher schlagen, die Nachfrage und den Absatz natürlich auch.
Ob der Titel von der Autorin Katarina Bachmann wohl bewusst so gewählt wurde? Dieser klingt jedenfalls fast so revolutionär und vor allem kaufstimulierend wie die Schlagzeile „Schlank im Schlaf“, die im Zusammenhang mit der „Insulindiät“ auftauchte. Es scheint so, dass hier die alte Gretchenfrage zu beantworten war: wie kann man etwas in „Hülle und Fülle“ an die Abnehmwütigen und Diätakrobaten dieser Welt verkaufen die es einfach nicht lernen wollen?
Asienkennerin lernt in Asien Ernährungsguru kennen
Manche Story beginnt wie ein Märchen aus 1000 und einer Nacht! Die Autorin ist jedenfalls eine erfahrene Asienkennerin, dort auch jährlich mehrere Monate unterwegs und lebt seit vielen Jahren hauptsächlich in Malaysia. Sie war lange Zeit übergewichtig, zuckerkrank und selbstverständlich „mit allen Diäten gewaschen“! Bis zum magischen Meeting mit einem indischen Arzt, Guruaura inklusive und vermutlich ausgestattet mit Wishmasterqualitäten. Von da an wurde alles anders in ihrer Diätenwelt und die Abnehmgeschichte wurde neu geschrieben. Denn dieser „Diätenguru“ schaffte es ihr zunächst eine „Übergewichtseinsicht“ und gleichzeitig Abnehmstrategie auf naturkundlicher Basis ins Unterbewusstsein zu flüstern.
Alter Wein aus neuen Schläuchen
Nun bin ich bekanntermaßen ebenfalls Asienfan und Liebhaber der überwiegend sehr leichten, fettarmen, vitaminreichen, mit vielen frischen und rohköstlichen Zutaten nur so strotzenden südostasiatischen Küche. Was hat die geehrte und gebildete Autorin nur die vielen Jahre in Asien gegessen bis sie ihren Guru Dr. K.S. traf, der ihr erklärte das die „Banane krumm ist“ frage ich mich da verwundert?
Ich erinnere mich, dass jede kleinste Garküche, ob zB. in Thailand, Vietnam oder auch Malaysia mit ihren Angeboten auf keinen Fall ein Figur- oder Gesundheitskiller ist! Und von der unerschöpflichen Auswahl mit stetiger Verfügbarkeit an frischem Obst, Gemüse und Kräutern muss nicht wirklich extrabreit berichtet werden. Um hier die richtige Wahl zu treffen, bedarf es keinen Ernährungsexperten, Diätenerfinder und auch keinen indischen Guru, sondern lediglich gesunden Menschenverstand, den ich Frau Bachmann unterstelle.
Die Lust sich auf dem Diäten-Markt breit zu machen ist ungebrochen
Es ist nirgends so leicht Übergewicht, Zivilisationskrankheiten und spätere Entgiftungskuren zu vermeiden als in Asien. Nebenbei bemerkt: Darmkrebs, eine in westlichen Industriestaaten weit verbreitete „Zivilisationserkrankung“, ist durch die ballaststoffreiche Kost Asiens in weiten Teilen völlig unbekannt.
Auch wenn das Buch aus naheliegenden Gründen einen hohen Absatz findet erlaube ich mir zu sagen: „Im Westen nichts Neues“ oder besser „Alter Wein aus neuen Schläuchen“! Auf die Frage im Interview in der Welt, wie sich Frau Bachmann die Wirksamkeit ausgerechnet dieser Diät erklärt antwortet sie tatsächlich wie folgt: Durch die „Ernährungsumstellung“! Nein, ist das wirklich war? Muss nicht jede Maßnahme zur Gewichtsreduktion eine irgendwie geartete Ernährungsumstellung mit im Gepäck haben? Warum gleich ein SOS absenden, eine „Turbodiät“ und Sport schon im Titel als „Übel“ diffamieren und Füllmaterial für das Bücherregal produzieren?
Aus alten Gewohnheiten neue kreieren macht schlank!
Ach und dann kam auch noch ein Personal Trainer ins Haus von Frau Bachmann um ihr Spass beim Sport einzuflößen. Das schlug bei ihrer Anti-Sport Vorkonditionierung natürlich völlig fehl, weil ihr bereits nach einer halben Stunde schlecht wurde wie sie berichtet. Glück gehabt! Ich kenne sogenannte „Personal Trainer“, da kann dem Klienten bereits schon nach zehn Minuten schlecht werden. Jedenfalls liegt hier bei diesem Buch ein Konglomerat aus zugegebener Maßen funktionierenden aber längst bekannten und wieder erneut aufgewärmten Methoden vor. Oder ist Low Carb, no Carb, Reduktion von Kristallzucker, die Vermeidung von Transfetten, mehr Gemüse, mehr langkettige als kurzkettige Kohlenhydrate etwas Neues?
Auch die Wechselwirkungen, Insulin-Heißhunger-Glukagon-Fettverbrennung und welche Lebensmittel die Fettverbrennung ankurbeln und welche massiv behindern sind lange bekannt! Und das einige tropische Früchte mitunter sehr wirksame bioaktive Substanzen aufweisen, wird jeder bestätigen der die vielfältige Küche Asiens kennt. Ob nun „Papain“ in der Papaya, „Capsaicin“ in Chilli und Ingwer, oder „Bromelain“ in der Ananas, alles gute Enzyme und Alkaloide die bekanntermaßen Verdauung und Fettverbrennung steigern. Und Bananen liefern viel Kalzium und Magnesium, auch gut! Woher bekommt man allerdings die Mönchsfrucht „Luo Han Guo“ in Europa, die zum süßen wichtig und unverzichtbar ist??
Eine Resteverwertung für eine „Diätensoljanka“
Und dann behelligt uns die Autorin noch mit Fragmenten der Blutgruppendiät, die der „Erfinder“ und Naturheilkundler Peter D’Adamo in die schon ohnehin überfüllte Diätenwelt gebar. Allerdings nur in seiner Welt ist es so, dass jede Blutgruppe eine spezielle Ernährung braucht. Warum sonst sind eigentlich viele Millionen Menschen kerngesund, noch am Leben ohne ihre Blutgruppe, geschweige denn die dazu passende Ernährung auch nur ansatzweise zu kennen?
Und noch einen höflichen Hinweis an der Stelle: die Knochendichte nimmt im Alter stetig ab, (auch durch fehlendes Kalzium in der Nahrung und fehlende Bewegung), Gelenke werden durch den Abbau von Muskelstützsubstanz step by step verschlissen und die Koordination und das Balanceverhalten lassen nach. Der Stoffwechsel läuft mit im Alter verringerter Muskelmasse niedertouriger, „Myokine“ -spezielle Botenstoffe, die nur bei Muskeltätigkeit ausgeschüttet werden, können ohne Bewegung nicht als Abbausubstanz von Glukosedepots und Unterstützung der Bauchspeicheldrüse agieren.
Ohne Bewegung und Muskelzuwachs keine nachhaltige Abnahme
Die Herz-Kreislaufkapazität und Fettverbrennung nimmt ohne regelmäßig ausdauernde Bewegung und Krafttraining im Alter ab. Kognitive Fähigkeiten und auch die Potenz sind durch verminderte Durchblutung bei Nichtsportlern wesentlich schlechter als bei sportlichen Senioren. Sport hilft ua. enorm gegen Depressionen und andere Zivilisationserkrankungen, wie zB. der Spiegel „Mit der Heilkraft der Bewegung“ titelte.
Die gute Nachricht: wissenschaftlich nachgewiesen ist, und das weiß die Autorin sehr genau, Sport hilft enorm im Alter gegen all diese Dinge signifikant etwas zu unternehmen, quasi als ein Jungbrunnen, Frau Bachmann. Und: Schlank sein ist nicht alles, wenn heute feststeht, dass Menschen die etwas runder sind und mit einem BMI von 27 am längsten leben! Wozu also Diät ohne Sport, wozu abnehmen und schlank sein ohne Sport, wozu gesunde Ernährung ohne Sport, wenn doch mit Sport alles deutlich besser ist? Sport frei Anti- Aging!