Was hat der innere Schweinehund mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun? Nun ja, der innere Schweinehund bzw. dieser Persönlichkeitsanteil in uns, wird von vielen als Grund angegeben, warum Vorhaben nicht gelingen wollen.  Eines vorweg: ein Training, welches die gesamte Persönlichkeit fördern soll, beinhaltet vielmehr als die Bestrafung des inneren Schweinehundes! Vielmehr gilt es, die verschiedensten Persönlichkeitsanteile zu aktivieren, zu füttern und neben dem Schweinehund zusätzlich ins Boot zu holen.

"Persönlichkeitstraining mit dem inneren Schweinehund"

„Persönlichkeitstraining mit dem inneren Schweinehund“Foto: pixabay

Ist bei Menschen eine innere Unzufriedenheit nur auf die Gefräßigkeit des inneren Schweinehundes zurückzuführen? Nicht nur! Denn selbst der Schweinehund hat wichtige Funktionen für uns. Ein Hund muss allerdings zur Hundeschule, wie jeder weiß. Die Hundelehrer sind die anderen Persönlichkeitsanteile, die in uns stecken. Wer bin ich, wie viele davon und wie kann ich der sein, der ich SEIN will? Mein Schweinehund und ich (Ego?) sind schon mal zwei, werden vielleicht einige denken. Moderne Philosophen und Psychologen schreiben ganze Bücher über diese und ähnliche Fragen voll. Aber ganz ehrlich, wer kommt schon auf Dauer mit zwei Persönlichkeitsanteilen aus? Der Schweinehund würde zur Bestie werden und die Oberhand über das Alphatier und (uns) gewinnen. Natürlich nur dann, wenn nicht noch der Innen- und Außenminister, der Komiker, der Kämpfer, der Kritiker, der Arbeiter, der Träumer, der Macher, der Kreative und der Schweinehundflüsterer mit an Bord wären und zu Wort kommen.

Was für eine ungeheure Kraft könnte man (ich, Du, Wir) erzeugen, wenn alle Anteile zusammenarbeiten würden. Ziemlich viele Projekte wären mit Leichtigkeit zu schultern. Viele Klienten sind oft von sich selbst überrascht, was so alles in ihrem Fundus an Qualitäten und Fähigkeiten verborgen vor sich hinschlummerten. Voraussetzung, wie in einem funktionierenden Familienverbund oder anderen Beziehungen auch, dass alle Persönlichkeitsanteile konsenswillig, gleichberechtigt miteinander kommunizieren dürfen.

Der innere Schweinehund braucht Zuwendung und „trainierende“ Gespräche

 

Nun ist das mein täglich Brot, Menschen dabei zu unterstützen, mit deren verschiedenen Persönlichkeitsanteilen zusammen, ihren Schweinehund klein zu streicheln und den Tiger in ihnen groß zu kitzeln. Unter dem Motto, mit, nicht gegen den inneren Schweinehund! Erst heute wieder beim Training. Der selbsternannte Kämpfer, der sich immer durchbeißt(e), der seine Tränen bis zum Mittelpunkt der Erde vergraben hatte, lässt den Träumer und „Friedenskämpfer“ plötzlich zu Wort kommen. Entdecken tut er jetzt mit Freude, wer er noch so alles ist. Und das mit einer neuen verbreiterten Gefühlsskala. 

Du bestimmst was auf Deinem Etikett steht

 

Wir definieren unser SEIN oft über das Etikett was wir uns aufkleben oder kleben lassen.Ich finde jedenfalls erstaunlich, dass sich viele Menschen oft ein Erscheinungsbild aufs Auge drücken oder drücken lassen, unter dem sie mitunter leiden (manche unbemerkt). 

Wie geht das? Schlüsselfaktor hier ist immer der innere Dialog, das Selbstgespräch oder die Autosuggestion. Das Selbstgespräch funktioniert in beide Richtungen! Es kann einen hemmenden oder aber aktivierenden Einfluss auf unser gewolltes Handeln haben! Ein paar Zwischenfragen: was steht auf Deinem Etikett? Hast Du es selbst aufgeklebt und definiert, oder andere? Füllst Du aus, was Du selbst draufgeschrieben hast oder das, was die breite Masse darüber denkt? Fühlst Du Dich auch wohl damit? Wenn Du wüsstest, das Du bald sterben müsstest, würdest du das gleiche Etikett wählen? 

Wir können durch „innere Teammeetings“, unser SEIN jederzeit neu bestimmen und den inneren Schweinehund zähmen

 

Dabei geht es nicht um das AndersSEIN um jeden Preis, sondern um die Leibspeise für hungrige Persönlichkeitsanteile. Wie man SEIN kann und was wirklich wichtig ist, schlägt der von mir geschätzte „Teufelscoach“ und Businessphilosoph Stephane Etrilliard vor. Für alle Unternehmer, aber auch Angestellte, die ja auch ihr Leben unternehmen, folgend ein Text. In diesem nimmt er Stellung zum „MenschSEIN“. Dieser Text gefällt mir deshalb sehr, weil er auch außerhalb des Business wunderbar passt und allen Mut macht das Atypische zu leben. Ein Tipp von mir dazu, man kann „Kunden“ und „Profis“ durch Menschen ersetzen:  

Was heutzutage von Kunden gefragt ist, sind Profis, die auch ihre Menschlichkeit zeigen. Es sind nicht Profis, die Standards einhalten, sich nur professionell verhalten, um jeden Preis Neutralität bewahren wollen, sich nach allen Seiten differenzierend absichern, sondern Profis mit Ecken und Kanten, die über ihre Professionalität hinaus auch den Mut zum Menschsein haben. Mit allen Konsequenzen. Professionalität ist lediglich die Basis. Mensch-SEIN ist die Aufgabe. Gerade in diesen Umbruchzeiten.“

Viel komprimierter fasst es meine liebe Klientin Marie Meimberg in ihrem Buchtitel zusammen: „SEI du selbst, alles andere wirst du eh verkacken“. Absolut richtig, und zum SelbstSEIN gehören nunmal alle Persönlichkeitsanteile, die neben dem manchmal gefräßigen Schweinehund auch gefüttert SEIN wollen. Das ist nicht immer bequem, dafür dem eigenen SEIN sehr sehr zuträglich.