Selbstmitleid ist ein Thema, welches wohl jedem Mental Coach schon einmal in Gestalt vielfältigster Ausführungen zu Ohren gekommen ist.  Wie ist das nun mit dem Selbstmitleid? Ist es zielführend, energetisierend und proaktiv? Oder ist Selbstmitleid eine Behinderung beim Denken und Handeln? Diese Fragen wollen wir uns etwas genauer anschauen und es vor allen aus dem Blickwinkel Vergangenheit anschauen. Auch, ob vielleicht das Selbstmitleid in vielen Fällen als eine getarnte Ausrede instrumentalisiert wird. Ist Selbstmitleid in manchen Fällen sogar wichtig? Welche Tugenden sind nötig um Selbstmitleid zu überwinden? Hier einige Aussagen die Überwindung jedenfalls extrem erschweren:

Selbstmitleid Mental Coach Berlin

Selbstmitleid „Hope is to die last“
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Wieso spielt ausgerechnet mir das Leben so einen bösen Streich, warum bin ich immer der Verlierer? Egal was ich anfange, es geht immer schief! Ich bin für alle das Opfer. Anderen scheint es offenbar stets besser zu gehen als mir. Ich bin zu dick, unansehnlich und unbeweglich, es ist hoffnungslos.

Das Leben ist ungerecht und hart, das habe ich nicht verdient. Ich werde immer der Verlassene sein, keiner liebt mich. Ich habe überhaupt kein Selbstbewusstsein. Ich muss immer alles allein machen. Das kann ich nicht, da komme ich nie raus. Ich kann es nicht ändern. Mich hat schon in der Schule niemand gemocht. Ich habe zu viel Stress…

Ich habe einfach keine Zeit, weil ich so verdammt viel arbeiten muss. Mein Partner betrügt mich und springt mit mir um als wäre ich sein Eigentum. Mir tut immer alles weh. Ich habe sehr sehr viele Allergien. Viele Menschen haben meine Seele verletzt. Damals vor vielen Jahren, als der andere Schuld war. Ich habe soviel Geld verborgt, verspielt und verloren. Meine Geschäftspartner, Nachbarn, Freunde, sind immer alle unzuverlässig, hinterhältig und falsch zu mir. Und, und, und…so oder ähnlich klingen häufig diese typisch generalisierten und Mitleid erheischenden Aussagen. Damit gehen sich im wahrsten Sinne des Wortes einige Menschen auf Dauer selbst „auf den Geist“!

Selbstmitleid ist ein großer Energiefresser!

 

Wer hat nicht schon einmal in seinem Leben, schwierige Phasen oder Krisen überstehen müssen? Den Tod eines nahestehenden Menschen, eine bedrohliche Krankheit, den Verlust durch Trennung, oder den Verlust des Arbeitsplatzes, schweren Vertrauensmissbrauch. Auch die häufig postulierte schwierige Kindheit, oder eine problembeladene Partnerschaft sind solche Dinge. Wie nun konkret vom Selbstmitleid wegkommen und optimistisch in die Zukunft blicken? Können wir selbst darüber entscheiden wie lange wir unter solchen Dingen, die sehr oft in der Vergangenheit liegen leiden? Aber auch Probleme der Gegenwart, sind durch Selbstmitleid selten der Lösung zugeführt.

Krisen sind Angebote des Lebens, sich zu wandeln. Man braucht noch gar nicht zu wissen was neu werden soll, mann muss nur bereit und zuversichtlich sein. Luise Rinser

 

Die Vergangenheit ist ein Käfig, dessen Gitterstäbe man biegen,
aber nicht zerbrechen kann sagte der Dichter Tennessee Williams. Ja, der Vergangenheit kann man nicht entfliehen, aber wir können entscheiden wie wir diese behandeln, welchen Rahmen wir ihr geben wollen. Das Verharren in der Vergangenheit verhindert jedenfalls Glück in der Gegenwart! Unglückliche Momente sind im Leben eines jeden Menschen sehr wahrscheinlich, schmerzhaft und machen entsprechende Gefühle.

Diese Gefühle wollen gelebt und nicht verdrängt und missachtet werden, und das braucht Zeit! Dafür tut es gut, neben dem „Beileid“ in eigener Sache auch das mitfühlende Verständnis anderer zu bekommen. Würden wir hier aus dem aktuell inneren Erleben, sofort auf das viel zitierte positive Denken umschalten wäre es höchst unnatürlich, sogar schädlich. Nein, wir haben manchmal das Recht darauf es „Scheiße“ zu finden.

Unser Selbstmitleid ist gut um diese Wunden zunächst anzusehen und so wie äußere Wunden auch mit einem Pflaster zu versehen. Wir sind es uns schuldig Erfahrungen die solche Verletzungen reißen, ernst zu nehmen. Das bedeutet den ersten Schritt zur Überwindung von genannten schmerzlichen Lebensphasen und „Heilung“ von Wunden. Denn das hat eine Menge mit Selbstliebe, ehrlicher Selbstreflexion, Selbstverantwortung und viel weniger mit Egoismus, einem Hauptmerkmal des Selbstmitleids zu tun. Der zweite Schritt ist etwas schwieriger aber gangbar: die Akzeptanz des Geschehenen und der positive Blick in die Zukunft.

Wie lange Selbstmitleid gefühlt wird ist maßgeblich

 

Die „Einwirkzeit“ von Selbstmitleid spielt also eine wesentliche Rolle, ob es heilend oder destruktiv wirkt. Auf Dauer werden Wehklagen, Jammereien, und ständige Anklagen und Forderungen an die Außenwelt nichts ändern! Lediglich die Psyche wird nachhaltig vergiftet, denn so kann keine Verbesserung des Zustandes erzielt werden-im Gegenteil, er wird sich manifestieren. Nur wir selbst können etwas ändern, vor allem unser Denken und Handeln.

Selbstmitleid überwinden – gewusst wie

 

Zwei Tugenden sind die Wichtigsten: den „Willen“ das Selbstmitleid zu überwinden und der „Glaube“ es auch zu können. Wie beim körperlichen Training auch, so ist beim Mentaltraining eine Ist-Soll Analyse wichtig. Was soll erreicht werden, was ist die Intention eines neuen Gedankengebäudes? Zunächst muss ich selbst erkennen, oder zulassen das es andere bemerken dürfen, das ich im Selbstmitleid feststecke und Veränderung nötig ist! Der Glaube und hier ist nicht der Religiöse gemeint,  hilft uns jedenfalls stark zu bleiben, Dinge die uns belasten überwinden zu können.

Wille und Glaube Hand in Hand

 

Wenn der Glauben und der Wille nicht konform gehen wird immer der Wille unterliegen und jedes Vorhaben scheitern. Zu dem ist eine hilfreiche Frage: hat mich die zu überstehende Lebenssituationen letztlich in meiner Persönlichkeit gestärkt? Das wird von vielen Menschen mit ja beantwortet und initiiert eine neue Betrachtungsweise. Hoffnung ist eine weitere Tugend die unerlässlich ist. Denn Hoffnung ist eine zuversichtliche innere Ausrichtung, gleichzeitig verbunden mit einer positiven Erwartungshaltung das „Gewünschtes“ in der Zukunft eintritt.

Hoffnung und somit Optimismus fabrizierendes Denken als Gegenpol zum Pessimismus ist unverzichtbar, um aus dem Selbstmitleid herauszukommen. Und:

Lachen ist die beste Medizin

 

Goethe sagte: „Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist; weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.“ Aus diesen Gedanken entspringen wichtige Impulse um Selbstmitleid durch eine neue Wahl des Umfeldes keine neue „Nahrung“ mehr zu geben. Wir entscheiden, ob wir uns überwiegend mit lebensbejahenden, mitfühlenden und zukunftsorientierten Menschen umgeben, oder mit Mitleid spendenden Personen die uns in unserem Selbstmitleid immer bestärken!  Und: mit welchen Dingen beschäftigen wir uns sonst noch so? Wenn „spezielles Freizeitverhalten“ die Destruktivität noch verstärkt gilt es auch hier Änderungen herbeizuführen.

Das Umfeld, der Umgang mit Menschen und deren Einstellungen sind stark positiv oder negativ Einfluss nehmend auf Selbstmitleid.

 

Übrigens, nicht unerwähnt soll bleiben: schwerste und sehr schwer allein zu überwindende Traumata gehören in die Hände von Spezialisten mit Erfahrung in Sachen „Traumabewältigung“. Hier geht es um wirksame mentale Techniken für Menschen denen erwähnte ernsthafte Trauma im Leben erspart geblieben sind.  Das Leben geht jedenfalls immer weiter, ob mit oder ohne Selbstmitleid, über die Qualität bestimmen wir. Die Erde dreht sich weiter um die Sonne, die jeden Tag wieder neu aufgehen wird. Und wir entscheiden ob wir bei Regen lachen lernen wollen, denn regnen wird es sowieso.