Personal Trainer trainieren nur im Fitnessstudio? Lange galt für ambitionierte Freizeitsportler das Fitnessstudio als ein alternativloser Ort körperliche Fitness zu produzieren. Was auch dann für einige bedeutete, wenn kein Gym in der Nähe war, konnte kein Training durchgeführt und damit keine Fitness erarbeitet werden. Klingt logisch, ist es aber nicht wenn man Fitness definiert und vom Standort mal entkoppelt. Natürlich haben Gerätetraining an den herkömmlichen Krafttrainingsgeräten und diverse Aerobickurse ihren Wert. Aber für wen genau? Und wird angestrebtes Fitnesslevel im Studio wirklich von allen dort Trainierenden erreicht? Aus Erfahrung als „Fitnessdinosaurier“, aus fundierten statistischen Erhebungen und diversen Tests heraus: Nein! Aber welche Alternativen bieten sich dem gesundheitsorienterten Sportler?
Ob man dem Fitnessstudio den Vorrang gibt, Outdoor oder zu Hause selbstständig trainiert oder einen Personal Trainer für ein spezielles Training bucht ist von der jeweiligen Zielsetzung, dem Leistungslevel und auch den Bedürfnissen und Ansprüchen des Sportlers abhängig. Fragen hier mit ja oder nein, oder besser oder schlechter zu beantworten, wäre zu einfach weil es eine vielschichtigere Fragestellung ist als man auf den ersten Blick annimmt. Man fragt ja schließlich auch nicht, ist Handball besser als Fußball oder der Apfel besser als die Birne.
Gut ausgeprägte motorische Grundfähigkeiten wie Kraft, Beweglichkeit, Koordination, Ausdauer und auch Schnelligkeit im Zusammenwirken sind Fitness!
Kraft ist eine wichtige, vielleicht die wichtigste Grundfähigkeit, aber eben nur ein Segment des Gesamtgefüges Fitness. Aber erst die Möglichkeit des Abrufens der genannten und trainierbaren konditionellen Fähigkeiten generieren echte Fitness. Wer also Fitness mit dieser Definition in den Blickpunkt seiner Trainingsbemühungen stellt, braucht die umfassende Ergänzung des klassischen Gerätekrafttrainings im Studio mit Beweglichkeits-, Koordinations- und Ausdauerelementen.
Erst dann wird Training zum Fitnesstraining, welches diese Bezeichnung auch verdient. Kollegen aus den USA haben hier den Begriff Functionell Fitness für diese Trainingsform geprägt, in der u.a. Gummibänder, Medizinbälle, Balancepads, Kettlebells und natürlich das eigene Körpergewicht als Widerstände eingesetzt werden. Im Outdoorbereich bieten sich Mauern, Bänke und Steigungen o.ä. im Gelände um den Körper vor immer neue Aufgaben zu stellen und ihn unterschiedlichst zu fordern.
Functional Fitness mehr als ein Trend
Eine Fitness, die es ermöglicht, den verschiedensten physischen Anforderungen im Alltag, im Berufsleben, beim Sport und in der Freizeit gerecht zu werden. Für diejenigen die ein Isolationstraining einzelner Muskelgruppen brauchen, weil im Rehabilitationsbereich spezielle und geführte Bewegungsabläufe notwendig sind, ist ein gut ausgestattetes Studio natürlich fast unverzichtbar. Auch für die Sportler, die ausschließlich eine kräftigende oder körperformende und muskelvolumenorientierte Trainingsform bevorzugen, ist klassiches Geräte- und Freihanteltraining im Studio angezeigt.
Nur ist es hier wichtig die Frage zu stellen, auf welchem Niveau und mit welchen Vorstellungen vom eigenen Körper genau trainiert wird. Wettkampfbodybuilder oder Kraftdreikämpfer, die häufig im Maxiamalkraftbereich trainieren müssen, werden ohne Gym wohl nicht ans Ziel gelangen. Die große Schar derer die aber genau dieses nicht suchen, sondern eine sichtbar sportliche Figur, einen hohen Wohlfühlfaktor mit ihrem Körper, weil dieser umfassend belastbar ist, benötigen kein typisches Fitnesstudiotraining. Alle Trainingsformen die genannte Fitness herstellen, sind außerhalb jedes Studios reproduzierbar und progressiv trainierbar. Zur sportlichen Kurzanalyse muß auch gefragt werden, ob jedes Studio, bedingt durch hohe Außenreize wie Geräuschpegel durch dröhnende Musik und dem permanenten Unterton eines Maschinenparks, tatsächlich einen Ort aktiver Entspannung darstellt.
Functional Fitness Training besser als Isolationstraining?
Besser ist oft anders und so eine falsche Fragestellung. Als Personal Trainer ist man immer wieder gefragt und gefordert, seinen Klienten Trainingsarten anzubieten die überall umsetzbar sind, aber auch zu einer aktiven Entspannung beitragen. Die Natur ist hier als ideal anzusehen. Viele meiner Kunden bevorzugen ein individuelles Training das nicht ortsabhängig, zeitlich effektiv und natürlich durch hohe Trainingsreize wirksam ist. Das erarbeitete Know How, welches dem Sportler bei diesen gemeinsamen Trainingssessions eingepflanzt wird, dient ihm immer wieder erneut beim selbstständigen Training. Einige Klienten sind auch ehemalige Mitglieder in einem Studio gewesen, die im Kern unabhängig voneinander über das Nichterreichen ihrer Ziele berichten und vor allem deshalb mit der Kündigung reagierten und nach alternativen Trainingsmöglichkeiten suchten.
Intensive Betreuung ist sehr schnell beendet im Fitnessstudio
Aus scheinbar intensiver Betreuung zu Beginn der Mitgliedschaft im Fitnessstudio wird kurze Zeit später über ein oberflächliches, verwaltendes und standardisiertes Training bei den meisten Anbietern geklagt. Bewegungsabläufe werden seltener korrigiert, damit schleichen sich Fehler ein und falsche Bewegungsmuster werden manifestiert. Progressive und variable Reize fehlen oft gänzlich um dem Körper damit wichtige Impulse für eine Weiterentwicklung zu liefern.
Im schlechtesten Falle ist über die Unwirksamkeit hinaus falsch ausgeführtes Training unphysiologisch und kann unter Umständen dem Körper sogar schaden. Gerade Rückengeplagte mit dem ernsthaften Motiv etwas sinnvolles für ihren Rücken zu tun, sind sich zu schnell im Gym selbst überlassen. Diese brauchen eine hohe Korrektur- und Betreuungsdichte, die kaum ein Studio leisten kann. Und, auch wenn es unpopulär zu klingen scheint, primär nicht leisten will, wenn die Focussierung einer guten Betreuung üblicherweise eher auf den Neu- als auf den Bestandskunden gerichtet wird.
Nur sehr wenige Fitnesssportler erreichen ihre Ziele im Studio
Und das ist leider repräsentativ, wenn man betrachtet, dass nur 7% derer, die im Fitnessstudio selbstständig trainieren ihre Ziele erreichen, und erklärt in Folge damit auch die hohe Fluktuationsrate. Stiftung Warentest untermauert durch umfangreich durchgeführte Recherchen und Qualitätstests, bezüglich der Betreuungstiefe diesen Standard bei den größten Fitnessketten immer wieder erneut.
Fazit: die genauen Motive und Ziele, die mit den sportlichen Aktivitäten erreicht werden sollen, bestimmen die Trainingsinhalte und die Trainingsstätte, die nicht immer Fitnessstudio heissen muss. Die Ansprüche an fachliche Betreuung sind maßgeblich ob man einen Trainer privat bucht, ob für zu Hause, Outdoor, im Gym oder anderen Orts. Für den, der sich fundiert und damit technisch korrekt an den Geräten im Studio ausarbeiten möchte und Beginner ist, ist fachkundige Anleitung über einen gewissen Zeitraum sehr ratsam.
Persönliches und individuelles Training hat deutlich höhere Erfolgsaussichten
Hier ist ein versierter Personal Trainer, der als Gerätetrainer und/oder Fachmann im Freihantelbereich fungieren kann und mit seinen Klienten an der Körperformung arbeitet, eine sehr gute Investition. Auch genannte Rückenpatienten, in postrehabilitaver Phase befindlich, oder auch Senioren sollten genau die Betreuungsfrequenz hinterfragen, wenn sie sich für ein Studio entschieden haben. Hier ist ein kompentenzsuggerierendes Gesundheits- oder TÜV Logo, welches an der Tür prangt nicht das wichtigste Merkmal.
Die Nettobetreuugszeit ist ausschlaggebend für Erfolg
Es ist vielmehr die fachliche Anleitung des Trainers und die tatsächlich realisierte Nettobetreuungszeit am Sportler selbst, die über den Trainingserfolg entscheidet.Training ist ein aufbauender und begleitender Prozess der mit einem 1-2 stündigen Einweisungstraining erst beginnt, aber leider in vielen Studios damit auch schon wieder abgeschlossen ist. Hier erzielen immer noch Marketingsuggestionen auch großer Fitnessanbieter ihre Wirkung, wenn die All Inklusive Mentalität vieler Landsleute dadurch angesprochen wird, dass man ihnen vermittelt, eine exklusive individuelle Betreuung sei in dem Mitgliedsbeitrag bereits enthalten.
Geiz ist nicht geil sondern oft teuer!
Das ist ein Widerspruch in sich und eine kalkulierte Verzerrung realer Gegebenheiten, wenn man die Personaldecke in den meisten Studios im Verhältnis zur Mitgliederzahl genau unter die Lupe nimmt. Derjenige, der ein vielschichtigeres Fitnesstraining zur ganzheitlichen Entwicklung seines Körpers sucht, kann mit fachkompetenter Begleitung überall, auch fern eines Fitnessstudios trainieren. Heute sollten übrigens Personal Trainer aufgrund ihrer Ausbildung und praktischen Erfahrungen das universelle Gym mit breiter Bedürnisbefriedigung selbst darstellen. Genau das ist der individuelle Vorteil eines Personal Trainings, mit hohen Erfolgsaussichten inklusive.
Hallo Robert,
ich wünsche dir ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2010!
Dein Artikel ist super und trifft meinen Zeitgeist. Ich werde in der kommenden Woche auch einen Artikel bezüglich der Betreuungsqualität in Fitnessstudios veröffentlichen. Weil dein Artikel so gut dazu passt, werde ich ihn verlinken.
Schöne Grüße aus Hamburg
Alexander
Danke Alexander für Deinen Kommentar. Auch Dir einen guten Start ins neue Jahr. Ich bin gespannt auf Deinen Artikel, vor allem deshalb weil echte „Insiderberichte“ eine andere Wertigkeit darstellen nur aüsserliche Betrachtungen.
Beste Grüße
Hallo Robert,
Dein Artikel spricht mir aus der Seele. Ich habe vor über einem Jahr mit intensivem Training begonnen. Ich habe mich im Studio angemeldet, um Krafttraining und Ausdauer zu verbinden. Nach der ersten Einweisung lässt das Interesse der Trainer schnell nach. Oft konnte ich beobachten, wie die Trainer/innen schon gelangweilt durch die Räumlichkeiten streifen. Wenn man nicht zum bevorzugten Klientel zählt, geht die Fürsorge bald Nahe Null. Das ist auf Dauer weder für das Studio noch für den Nutzer erfolversprechend. Ich ziehe weiterhin mein Training regelmäßig durch und zwar souverän und alleine. Zusätzlich trainiere ich mit einem Personal Trainer, entweder laufen wir oder das Training findet bei mir zu Hause statt. Das sind die intensivsten Einheiten. Erst im Zusammenspiel der verschiedenen Trainingsformen habe ich mein Ziel erreicht.
Dir wünsche ich weiterhin viel Erfolg und verbleibe mit vielen Grüßen,
Bärbel
Hallo Bärbel,
Danke für Deinen Kommentar. Deine Beobachtungen scheinen sich mit denen vieler Fitnesssportler, Testern und auch Branchenkennern zu decken. Intensives Fitnesstrainig welches auch wirklich Fitness produziert braucht eine gute Betreuung, aber nicht nur über eine Stunde. Viel Erfolg auf Deinem Weg.
Nun ja, Dinge können manchmal wirklich banal und unproblematisch erscheinen, wenn man sie oberflächlich betrachtet. Sicher werden nicht alle Laienfitnesssportler so in der Tiefe hinterfragen was ihnen eigentlich genau in ihrem Gym geboten wird für ihr Geld. Das sollte man aber wie bei anderen Dingen auch tun, um den eigenen Zielen wirklich näher zu kommen. Besten Dank für die Erklärungen 🙂
Da fragt man sich beim Durchlesen ja schon ob die werbende Trommel der diversen Fitnessketten uns nicht schon die Ohren und das Verständnis verstopft haben. Was der nach Fitness Suchende wirklich braucht ist eigentlich nicht viel. Mit einem guten Konzept und Trainingsplan ist man gut ausgerüstet. Aber, das wissen nunmal nicht viele, insofern ist der Run der Laien auf die Fitnessstudios zu erklären. Danke für deine Ein-und Ansichten.