Der Begriff  „Functional Fitness“ hält seit einiger Zeit  in der Fitnessszene und im Leistungssport Einzug. Genauer, die  Trainertätigkeit des Jürgen Klinsmann hat diese Trainingsform mehr in den Blickpunkt gerückt, von der  häufig zu hören oder zu lesen ist, die sich im Hochleistungssport längst etabliert hat. Aber auch der ambitionierte Freizeit- und Breitensportler profitiert von diesem äußerst vielfältigen und funtionsverbessernden Training. Was steckt dahinter, was macht es so beliebt und warum entwickeln immer mehr Personal Trainer ein eigenes Konzept für ihre Klienten daraus?

Functional Fitness - "Balancetraining ist Fitnesstraining"

„Balancetraining ist Fitnesstraining“
Foto: Ross Hong Kong flickr.com

Functional Fitness unterliegt keinen festen dogmatischen Trainingsgrundsätzen und ist variabel, sowohl örtlich als auch inhaltlich einsetzbar und schult umfassende Fitness, die für die jeweilige Sportart aber auch für den Alltag erforderlich ist. Von diesem Fitnesstraining können alle Menschen bis ins hohe Alter profitieren, ob in ihrer Sportart oder im Rahmen einer Rehabilitation zB. nach Operationen an den Gelenken.

Dabei ist lediglich der Begriff neu, die Übungen und Trainingsphilosophie hingegen häufig nur „wiedergeboren“.  Grundlagentraining  hört sich zugegebenermaßen auch nicht so trendy an, ist inhaltlich, in der Zielsetzung und Wirkung aber identisch. Es handelt sich also viel weniger um einen neuen Trend, als um die Erkenntnis das scheinbar „richtiges“ weil wirkungsvolles Training immer jung bleibt.  Zu welchen Ergebnissen führt dieses Training und warum ist es zur Leistungsverbesserung aber auch als Verletzungsprävention und Nachsorge ein hervorragendes „Mittel“?

Functional Fitness von Kindesbeinen an

 

Kleinstkinder trainieren übrigens mehrfach täglich „Functional Fitness“,  unbewusst, dann wenn sie sich nicht entmutigen lassen und sie nach unendlichen Fehlversuchen es immer wieder erneut versuchen mit dem Stehen auf eigenen Beinen und den späteren ersten Schritten. Viele der angeeigneten Fähigkeiten wie insbesondere Koordination, die leztlich das Zusammenspiel mehrerer Muskelgruppen innerhalb einer Bewegungsausführung darstellt, gehen, wenn sie nicht trainiert werden, im Erwachsenenalter schleichend verloren.

Auch das so  klassische und beliebte Geräte-Fitnesstraining  im Studio, welches ein Isolationstraining einzelner Muskeln darstellt, kann das nur bedingt verhindern. Die Folge davon kann sein dass durch unsynchrones Zusammenwirken von Muskelketten bei komplexen Bewegungen falsche Bewegungsmuster entstehen. Dieses Defizit führt zu langsameren, unrhythmischen und unkoordinierten Bewegungen und im ungünstigsten Fall zu Verletzungen.

Functional Fitness ist Das Fundament für jedes zu errichtende vollständige Fitnesshaus.

 

Bei beliebten Freizeitsportarten wie Squash, Skifahren, Tennis, Fußball, Badminton oder Golf sind Gelenkverletzungen mit dem dazugehörigen Bandapparat sehr häufig. Gerade in der Mitte des Lebens ist das Denken vieler durch Erinnerungen an sportlichste Zeiten der Vergangenheit geprägt und das „es“ noch so funktioniert wie vor 20 Jahren. Das zeigt zwar ein gutes Erinnerungsvermögen aber auch ein falsches und nicht ungefährliches Denken in der Gegenwart, wenn man sich Statisken zu Sportunfällen anschaut.

Häufig wird mit voller geistiger Intensität und Motivation zu Werke gegangen, allerdings zu oft physisch völlig  unvorbereitet. Und das nach vielen Jahren des Nichtstun, von null auf hundert gleich auf den Fußballplatz oder Squashcourt, zumeist, den guten Vorsätzen gehorchend, sofort nach Neujahr. Man möchte dabei natürlich möglichst viele Motive in kürzester Zeit mit sporadischem Training  unter einen Hut bringen: Abnehmen, Herzkreislauftraining, allgemeine Fitness, auspowern und abschalten vom Arbeitsalltag.

Functional Fitnesstraining ist Rezeptorentraining

 

Es existieren an und in der Muskulatur, den Gelenken und den Bändern kleine „Kommunikatoren“ (Rezeptoren), die die Aufgabe haben dem Gehirn mittzuteilen, wie die aktuelle Stellung der Gelenke ist. Ein Telefonat aus dem Maschinenraum nach oben zur Steuerungszentrale sozusagen. Das Gehirn setzt Reize über Nervenbahnen zu der jeweils umschließenden Muskulatur des Gelenkes, um zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Befehl zu erteilen: anspannen,  korrigieren,  halten, stützen oder auch  lösen je nach erforderlicher Bewegung. Nur wenn diese Telefonate viele Jahren nicht geführt wurden, sind die Leitungen verstopft, verstaubt, verrostet.

Die gute Nachricht:  alles ist trainierbar und reaktivierbar, auch im hohen Alter noch! Neben dem Rezeptorentraining spielt die Stärkung des Rumpf- bzw. Körperkerns, der ein Gegenlager, einen Widerstand gegen die Bewegungen der Arme und Beine herstellt, eine wesentliche Rolle beim Functional Fitnesstraining. Hierfür eignet sich eine außerodentliche große Auswahl an Übungen lediglich mit dem eigenen Körper, mit und ohne Equipment, die die sportartspezifische oder auch alltägliche  Bewegung möglichst genau simuliert, um diese Muskeln zu stärken und für Impulse zu sensibilisieren.

Zum Beispiel lässt sich hervorragend auf weichen Untergründen und auf sogenannten Balancepads, verbunden mit kraftausdauernden Sequenzen, ein Skiurlaub vorbereiten. Die Piste erfordert Konzentration, gute Koordination und das ausdauernd über die gesamte Länge der Abfahrt. Medizin-und Pezzibälle, Tubes, Kettlebells, Flexibars sind nur ein kleiner Teil der erwähnenswerten Hilfsmittel. Ebenso gut eignen sich Übungen in denen das Gelände mit einbezogen wird, ob im Wald, am Sandstrand oder auf sogennanten Fitnessparcours.

Vielfältigste Einsatzmöglichkeiten

 

Wenn man heutzutage selbst in der 2. Fußball Bundesliga, Mannschaften beim Training beobachtet, kann man bei einigen Trainingseinheiten nicht den Eindruck gewinnen, dass es sich um Fußball handelt. Im Ergebnis sieht man heute wesentlich reaktionsschnelleren, dynamischeren, athletischeren Fußball und feiner abgestimmte Bewegungsabläufe als vor 20 Jahren, die in eine bessere Behandlung des Spielgerätes münden (Ausnahmen bestätigen die Regel). Nicht ein besseres Verständnis der Sportart selbst ist hierfür ausschlaggebend, sondern genannte verbesserte Trainingsmethodik. Und Fußball steht hier exemplarisch für viele  Sportarten.

Functional Fitness ist ein ideales Training nach Sportverletzungen

 

Aber auch zur Stärkung eines abgschwächten Körperkerns bei Rückenpatienten hervorragend Functional Fitness geeignet. Sportverletzungen begegnet man heute im Rehatraining mit vielen ergänzenden Übungen, die die Sensomotorik nach einer Verletzung wieder herstellen. Früher schien  klassisches Krafttraining häufig die einzige Möglichkeit zu sein, um verletzte und abgeschwächte Muskulatur und Gelenke zu regenerieren, heute wird mit erwähntem Training ergänzt. Functional Fitness verbessert den Rückenpatienten, Leistungssportler und Freizeitsportler gleichermaßen, wenn das Training zielgerichtet abgestimmt ist und das Übungsspektrum stets ergänzt wird.

Als Personal Trainer bin ich stets gefordert ein passendes und vor allem aufbauendes Konzept für jeden einzelnen Klienten zu erarbeiten. Somit ist Functional Fitness seit langer Zeit ein wichtiges Trainingssegment beim Rücken- und Rehatraining beim Personal Training geworden. Auch als Grundlagentraining  für Golfer, Fußballer, Tennisspieler und Kampfsportler setze ich es ein. “ Wer immer tut was er schon kann, bleibt immer das was es schon ist“