Burnout – Jährlich wird das „Unwort“ des Jahres gewählt, dessen umgangssprachlicher Gebrauch zwar häufig wahrnehmbar ist, die genaue Sinnentschlüsselung aber trotz  gebetsmühlenartiger Wiederholungen deshalb nicht leichter fällt. Im Bereich Gesundheit rangiert in den letzten 20 Jahren sicher ein Begriff oder die Bezeichnung eines Zustandes, der im Kern den völligen psychischen und physichen Zusammenbruch definiert, ganz oben auf der Skala.

Vom Funken zum Flächenbrand - Burnout

Vom Funken zum Flächenbrand – „Burnout”
Foto:  Flickr.com

Abgenutzte unklare  Begrifflichkeiten verlieren auf Dauer ihren ernsten Charakter, ohne jedoch die Gefahr für die tatsächlich Betroffenen zu minimieren, im Gegenteil.  „Burn Out“, tausendfach aus den Medien wahrgenommen, von Ärzten mit diesem Terminus als offizielle Diagnose selten gestellt, aber von privaten Krankenkassen vor Aufnahme eines Antragstellers  gescheut wie vom Teufel das Weihwasser. Siege führen zu neuen Siegen, zu viele Siege können für manche unbewusst zur Last werden, die später durch die hohe eigene Erwartungshaltung sogar in persönliche Niederlagen münden können.  

Die Prominenz macht das Burnout prominent

 

Prominente Sportler oder Trainer wie Otmar Hitzfeld und Ralf Rangnick, Skispringer Sven Hannawald, Sebastian Deisler und Jan Simak sind Beispiele. Die Geschichte um Nationaltorwart Robert Enke ist das wohl die traurigste in dem Zusammenhang.  Andere “ Fälle“ sind der Politiker Matthias Platzeck (offiziell- Hörsturz!), Schauspielerin Renee Zellweger, der Rapper Eminem, aktuell der Sänger Peter Plate von Rosenstolz  oder Robbie Williams.

In allen gesellschaftlichen Bereichen ist das Burnout anzutreffen

 

Aber nicht nur durch die medienwirksamen gesellschaftlichen Segmente wie Hochleistungssport, Bühne und Politik, mit all ihren facettenreichen Begleiterscheinungen, ist der emotionale und körperliche Supergau „Burnout“ mit bis zu über 100 möglichen Symptomen ins kollektive Unterbewusstsein eingesickert.

Hier stellt sich nur die Spitze des Eisberges dar. Bei jedem Betroffenen zeigen sich die Symptome in unterschiedlicher Konstellation, die eher bei anderen bedrohlichen, aber eindeutiger zu diagnostizierenden  Krankheiten zu beobachten sind, was eine klare Diagnosestellung erschwert. Das Phänomen ist erstmalig in wissenschaftlichen Studien mitte der 70ziger Jahre bei Mitarbeitern von Hilfsorganisationen, Ärzten und Krankenschwestern untersucht, festgestellt und belegt worden, später als Managerkrankheit kolportiert, scheinen Menschen betroffen die für ihre Aufgaben brennen. Robert Beetz renommierter Diplom Psychologe erklärt weitere Zusammenhänge.

Positiver Stress kann auch in ein Burnout münden

 

Wenn positiver Stress (Eustress) zu negativem Stress (Distress) wird, hat das eine längere Vorgeschichte und in der späteren Folge dann auch eine massive Störung der hormonellen Regelkreise und einen andauernden Entzündungszustand mit im Gepäck. Aber auch permanent destruktive Arbeitsbedingungen, Perfektionismus, dauerhafte Über-oder Unterforderung, Mobbing, übersteigertes Verantwortungsgefühl, fehlende Priorisierung, unverarbeitetes emotional negativ Erlebtes, Partnerschafts- und familiäre Probleme, exessiver Sport, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch als Stresskompenstion, ungesunde Ernährung bzw. das Auftreten dieser Probleme in Kombination  können ins Burnout münden.

Vorangegangene Warnsignale wie Antriebsschwäche, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression, Leistungsabfall und auch agressive Verhaltensmuster werden oft nicht ernst genug genommen.

Hormone spielen eine Hauptrolle beim Burnout

 

Komplizierte Verknüpfungen und die jeweils in ihrer Funktion voneinander abhängigen Stresshormone Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin sind beim Burnout-Syndrom in ihrem Zusammenwirken gestört. Auch die vermindert produzierten Neurotransmitter Serotonin und Melatonin stehen dann nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Diese genannten haben vielfältigste Aufgaben innerhalb eines 24h-Rhythmus. Cortisol, das bei physischem und psychischem Stress als Gegenregulator zum Adrenalin vermehrt ausgeschüttet wird,  ist hier als wichtigster Indikator zu nennen. Es wird  in der zweiten Nachthälfte in der Nebennierenrinde durch den Impuls aus dem Gehirn  (Hypothalamus u. Hypophyse) gebildet und steht morgens für die Tagesaktivität und Stressbewältigung zur Verfügung .

Wenn durch dauerhafte Überproduktion an Cortisol die Nebennierenrinde überfordert wird, reagiert diese früher oder später mit verminderter Ausschüttung. Ist das der Fall entwickeln sich ernste, vor allem körperliche Beschwerden bis zum völligen Zusammenbruch der Stressresistenz . Schon in den Morgenstunden folgt daraus extreme Mattigkeit und Antriebslosigkeit mit vielen negativen körperlichen Begleiterscheinungen. Massiv anhaltende Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Schmerzen in den bindegewebigen Strukturen, Koordinationsstörungen, Esstörungen, Muskelzucken (Tremor), Muskelschwäche, kognitive Störungen, Sehstörungen, geschwächte Immunabwehr können u.a. auftreten, die Liste ließe sich  fortsetzen. Alltägliche Verrichtungen werden zum Kraftakt, arbeiten unmöglich!

Deutliche körperliche und psychische Warnsignale werden überhört

 

Präventiv und auch diagnostisch lässt sich der Cortisolspiegel mittels 24h- Speicheltest, oder noch genauer im Blutserum messen und feststellen, ob der jeweilige Referenzwert entsprechend der Tageszeit erreicht wird und  Gefahr droht. Auch Fragebögen zur Selbsteinschätzung des Risikos können sinnvoll sein, zu erkennen ob und auf welchem Gefährdungslevel man sich derzeit befindet. Stellt man hier bei ehrlicher Beantwortung einen hohen Wert fest, sind es vor allem die stressbringenden Lebens- und Arbeitsumstände sowie Verhaltensweisen die genaustens analysiert und gegebenenfalls geändert werden sollten.

Vom Funken zum Flächenbrand - Burnout

Burnout- vom Funken zum Flächenbrand

Nicht jede längere Stressperiode führt bei jedem ins Burnout, genetische Faktoren und Veranlagungen spielen hier ebenfalls eine Rolle. Bewusst wird aber oft von vielen die „innere Stimme“ die nach Pause und  Achtsamkeit ruft überstimmt mit: das schaffst du schon, dass muss, das kann kein anderer, ich bin unabkömmlich, das mache ich am Wochenende, dieses Telefonat und jener Termin noch, die e-Mails, der Partner, die Eltern, die Kinder, die Finanzen, der Hausbau, das Seminar, für Urlaub keine Zeit und und und…..

Prioritäten setzen und NEIN sagen lernen ist sehr hilfreich

Die Prioritätenliste gleicht eher einem Dschungel und verliert ihre klare Struktur und tatsächliche Bedeutung. Eine optimale Relation von Belastung und Erholung sollte dann dringend hergestellt werden. Ebenfalls zu erlernen ist, sein eigenes Selbstwertgefühl unabhängig von sehr hohen Arbeitsumfängen zu bilden, zu erhalten und zeitweise auch sich selbst gegenüber Überforderung einzugestehen.

Das NEIN-sagen lernen, dass Visualisieren von glücklichen Lebensmomenten auch aus der Vergangenheit, dass Pflegen von sozialen Kontakten, Urlaub im Alltag durch z.Bsp. Sauna, Massagen, gesunder Ernährung und natürlich regelmäßiger Sport können hier enorm helfen sich temporär der Reizüberflutung zu entziehen.

Entspannung gegen Anspannung und Stress

 

Yoga, Meditation, progressive Muskelentspannung, Tai Chi oä. sind weitere präventive und therapeutische Möglichkeiten. Was ist wirklich wichtig, wann sind Gedanken und Handlung wirklich privat? Nach genauer Eigenanalyse liegt in erster Linie nicht die Kunst darin das eigene Schiff  mit zusätzlichen Werkzeugen zu belasten, in der Hoffnung das es dadurch besser durch alle emotionalen, finanziellen, gesundheitlichen und sonstigen Meerengen segelt die der  Alltag mit sich bringt, sondern im stattdessen und im achtsamen Ballast abwerfen. Zeit gewinnen durch Zeit verlieren…! Das sollte man aber ernst und wahrhaftig betreiben, weil Segel setzen und gleichzeitig mit Ballast zurückrudern nicht möglich ist.

Sich selbst loben und in den Arm nehmen!

 

Sport lenkt vom Arbeitsalltag ab, Ausdauertraining  hebt nachweislich den Serotoninspiegel und damit die Stimmung, die Produktion des Wachstumshormon HGH wird durch Sport angekurbelt, was zum Anstieg  von Cortisol und Testosteron führt und damit zur einer verbesserten Fettverbrennung. Desweiteren wird durch Sport Adrenalin abgebaut, man wird ruhiger und ausgeglichener.

Mit dem Wissen um die Heilkraft der Bewegung und den damit verbundenen positiven Stoffwechselvorgängen im Gehirn sind viele amerikanische Psychotherapeuten dazu übergegangen, während der Behandlung ihre Patienten auf ein Laufband zu stellen und walken zu lassen. Was das alles mit Ratio, Intution, rechter und linker Gehirnhälfte und Sympatikus und Parasympatikus  zu tun hat, dazu demnächst mehr. Pause……………………………!